Ort : Universität Hamburg, Philturm, Hörsaal E, Von-Melle-Park 6Datum und Zeit : 28.06.2007, 18.30 – 21.00 UhrTeilnehmer :IZH : Ayatollah S.A. Hosseini Ghaemmaghami, Imam und Leiter des Islamischen Zentrum Hamburg sowie Vorsitzender der Islamisch-Europäischen Union der Schia-Gelehrten und Theologen
SIIBA : Herr Behnam Said, ModeratorGAL-Bürgerschaftsfraktion : Frau Nebahat Güclü, Sprecherin für Migrations- und IntegrationspolitikDer Spiegel : Herr Gunther Latsch, freier Journalist und Mitautor des Titelthemas „Mekka Deutschland“ (Spiegel Nr. 13, 23.03.2007)Der Stern : Herr Albrecht Metzger, freier Journalist und Autor des Buches „Islamismus“Dolmetscher : Herr Dr. R. ResasadeBegleiter : Herr Dr. M. Djavad Mohagheghi Herr Said begrüßt die Zuhörerschaft und die Gäste am Podium und stellt die Herrschaften am Podium vor. Einleitend weist er darauf hin, dass in der Realität die Themen vermischt und die Diskussionen durcheinander diskutiert werden. Die grundsätzliche Fragestellung sei, wie kann die Integrationsdebatte unter Einbeziehung der unterschiedlichen Themen geführt erden, ohne Vorurteile zu steigern. Zu Beginn äußern sich die Podiumsteilnehmer zum Thema Islam, Integration und die Rolle der Medien. Frau Güclü bekundet ihre Sorge über die starke Polarisierung in der Gesellschaft, die eine realistische Beschreibung der Situation und eine daraus folgende Erarbeitung von Lösungsansätzen erschwert. Sie ist nicht gegen eine Kritik gegenüber dem Islam, diese sollte aber sachlich geführt werden was oft problematisch ist, weil sich nur wenige mit dem Koran beschäftigt haben.Ein Schritt zur Integration mit Hilfe des Dialogs ist die Islamkonferenz, die jedoch auch ihre Mängel aufweist, da die ausgesuchten Teilnehmer die breite Vielfalt der Muslime nicht vertreten und insbesondere keine praktizierende Muslima beteiligt ist. Herr Ayatollah Ghaemmaghami betont, dass ohne Zweifel Verständnis zwischen den Menschen in einer Gemeinschaft notwendig ist. Hierzu gibt es keine Alternative als den Dialog. Wichtig ist es jedoch, den Dialog mit dem Ziel der Verständigung zu führen und nicht mit anderen Zielen. Andere Ziele können sein: Missionierung, Überzeugung des Dialogpartners von der eigenen Position. Es muss von Anfang an der Wille auf beide Seiten vorhanden sein, auf den jeweils anderen zu zu gehen.Hierzu muss die richtige Sprache des Dialogs bekannt sein, die aber nicht Sprache der Theologie ist, da diese die Sprache des Glaubens und der Hingabe ist.Es bereitet ihm Sorgen, wenn ein christlicher geistlicher Führer sagt, der Gott der Christen und Muslime ist nicht gleich, und sogar gemeinsame Gebete seien nicht möglich, und wenn dies exakt so von den Medien wieder gegeben wird, und dadurch verbreitet wird, entstehen Ansichten, dass wir das Problem nicht mit den Muslimen haben sondern mit dem Islam.In der Kommunikation mit Herrn Huber hat Herr Ayatollah Ghaemmaghami einen Vorschlag unterbreitet: Herr Huber solle die Verteidigung der Muslime übernehmen und er selbst als Muslim werde die Muslime kritisieren. Herr Ayatollah Ghaemmaghami wiederholte seine Meinung, die er bereits früher kund getan hat : die Muslime sind verpflichtet zu einer Integration in der Gesellschaft, in der sie leben. Die Frage ist jetzt, wie sollen sie sich als ein Teil dieser Gesellschaft empfinden, wenn sie sich stets für Handlungen von Menschen in anderen Ländern verantworten müssen, die irgendetwas im Namen des Islam tun? Herr Latsch bemerkte, dass er hauptsächlich die muslimischen Verbände meine, wenn er von den „Muslimen“ spricht. Er ist der Ansicht, dass Streit nützlich sei, aber stets gewaltfrei. Drei Punkte möchte er grundsätzlich als Kritik anbringen:1) alle islamischen Staaten haben die UN Charta der Menschenrechte unter Sharia-Vorbehalt unterschrieben2) alles was mit der Stellung der Frau zusammen hängt3) man muss Unflätigkeiten, aushalten Herr Metzger verweist darauf, dass das Problem Islamismus schon mit Islam zu tun hat, aber nicht mit dem Islam gleichzusetzen ist, auch wenn Verse aus dem Koran herangezogen werden, um Ihre Untaten mit dem Islam zu legitimieren.Er bemängelt, dass er als Journalist mehr Interessenten für Negativthemen findet und die Medien eher diese annehmen, daher werden Negativbilder über den Islam eher verbreitet. Im Gespräch mit dem Publikum und aus den Stellungnahmen der Podiumsteilnehmer ergaben sich folgende Anmerkungen: – Streitgespräche sind notwendig, die Muslime sind auch bereit dazu- Antworten aus diesen Gesprächen müssen auch veröffentlicht und beachtet werden- Dialog muss auf gleicher Augenhöhe stattfinden- Unterscheidung zwischen Islam und traditionellen Entwicklungen- Muslime sind integrationswillig und integrationsfähig, seitens der Mehrheitsgesellschaft müssen hierzu auch Wege bereitet und keine Assimilation unter Aufgabe der eigenen Identität verlangt werden- Integration kann nicht bedeuten, dass die eine Seite immer nur Forderungen stellt, beide Seiten müssen bereit für Zumutungen und Entgegenkommen sein. Zum Abschluss bedankt sich der Moderator für die rege Teilnahme, Herr Ayatollah Ghaemmaghami bietet eine Fortsetzung dieses Gespräches an und spricht seine Einladung an alle Anwesenden aus für ein nächstes Treffen im Islamischen Zentrum Hamburg.