Im Namen Gottes des Gnädigen des Barmherzigen
„Und wir werden gewiss ihre Angst in Sicherheit umwandeln, auf dass sie mir dienen“ (Koran 24:55)
Einleitung:
Der Islam ist heute ein fester, unzertrennbarer und wertvoller Bestandteil Europas. Das Dasein mehrerer Generationen von Muslimen, darunter auch Muslime, deren Groß- und Urgroßväter auf diesem Kontinent lebten, ist eine weitere Bekräftigung dieser Zugehörigkeit.
Die Präsenz des Islams an der Seite von anderen himmlischen Religionen ist eine großartige Demonstration der Gebundenheit zwischen den nach Spiritualität strebenden Anhängern der großen Religionen. Es ist eine Entfaltung der „Einheit in der Vielfalt und der Vielfalt in der Einheit“, welche aus Sicht der Verschiedenartigkeit der in Europa existierenden Religionen und Kulturen einerseits und der praktischen Stimmigkeit zwischen ihnen andererseits, die Kultur dieses Kontinents bereichern kann.
Gleichzeitig ist es so, er heilige Koran durch die Vorstellung eines barmherzigen und gnädigen Gottes, die Grundlage des wahren Islams auf die Säulen der Spiritualität, Vernunft, Barmherzigkeit für alle Welten und Ausgeglichenheit gestützt hat, um durch das Befolgen der Verfahrensweisen des Propheten der Barmherzigkeit (s.) zu der süßen Frucht der Freundschaft, des Friedens, des friedlichen Zusammenlebens und der beständigen Sicherheit, für die gesamte Menschheit zu finden.
Und nun wird die vierte Hauptkonferenz der Islamisch-Europäischen Union der Shia-Gelehrten und Theologen in einer Zeit ausgetragen, in der leider Extremismus, Sektenbildung und organisierte Gewalt im Namen der Religion und unter geheimer und offensichtlicher Leitung verschiedener Kräfte und teuflischen Händen mehr als je zuvor den weltweiten Frieden und Sicherheit gefährden.
Wir als Teilnehmer an der vierten Konferenz möchten schon im voraus des gesegneten Monats Ramadan unsere Glückwünsche an die gesamte Islamische Gemeinschaft aussprechen und danken Gott, dass wir als islamische Gelehrten und Lehrer, die Möglichkeit hatten nach drei Tagen des Diskussion und Verhandlungen, uns dem Thema „Die Sicherheit und der Frieden im Islam“ durch gemeinsames Überlegen und den Dialog widmen konnten. Wir sind dankbar, dass wir den eigentlichen Anforderungen und Aufgabe eines Gelehrten nachgehend, in Bezug auf die Realisierung der Zielsetzungen und Hoffnungen des wahren Islams, unseren Verpflichtungen nachgehen konnten. Auch bedanken wir uns, dass wir unter Anwendung des gemeinsamen Verständnisses die Möglichkeit hatten, für die notwendigen Maßnahmen ihrer Etablierung nach Lösungswege zu suchen; denn wir sind der Ansicht, dass diejenigen, die mit dem Wissen des Korans und der wahren Verfahrensweisen des Propheten des Islams (s.) vertraut sind, durch eine Darstellung des Islams als eine Religion der Barmherzigkeit, ihre Berufung in der Verwirklichung von Spiritualität, Vernunft und Ausgeglichenheit besser als je zuvor nachkommen können.
Die 10 Punkte der Deklaration
Hiermit wird die Deklaration der vierten allgemeinen Konferenz der Islamisch-Europäischen Union der Shia-Gelehrten und Theologen in zehn Aspekten in der folgenden Darstellung verkündet:
1. Die Union möchte sich bei den europäischen Staaten und Nationen, die eine geeignete Grundlage für die Anwesenheit der Gelehrten und Ausführung religiöser Tätigkeiten verschaffen, insbesondere dem deutschen Staat und dem deutschen Volk, bedanken. Des weiteren möchten verkünden, dass die Muslime als Teil der guten Bürger Europas, sich selbst in den Angelegenheiten und am Schicksal dieser Gesellschaft teilhabend wissen und bekräftigen die Ablehnung von Gewalt sowie die Förderung des gegenseitiges Verständnisses, die Annäherung der Ideologien und Meinungen, des friedlichen Zusammenlebens, die Respektierung des Gesetztes und den Schutz der menschlichen Würde.
2. Die Präsenz von Muslimen in europäischen Gesellschaften bietet außer einer engeren Bekanntschaft der Bürger mit den Muslimen und der Schaffung gegenseitiger, freundschaftlicher Beziehungen, auch die Gelegenheit, dass die Regierungen von den Fähigkeiten der Genies, ihrem Gedankengut und ihrem praktischen Wirken profitieren können. Außerdem sorgt die Anwesenheit von herausragenden und moderaten Gelehrten des Islams für eine Beständigkeit, Sicherheit und Ausweitung der spirituellen Kultur und dem geistlichen Wohlbefinden der Gesellschaft und neben den Fortschritt im Wissen und in der Industrie, steigern sie die Schönheit Europas.
3. Jede Art von Gewalt und Terror ist dem Wesen des Islams fremd und außerhalb der Lehren des Propheten der Barmherzigkeit (s.). Sie ist vielmehr eine Verletzung seines reinen Geistes. Demzufolge bringen wir solchen Angelegenheiten und Vorfällen unsere Abscheu zum Ausdruck und verurteilen jeglichen Missbrauch der heiligen Bedeutung des Dschihads seitens bestimmter Takfiri-Gruppen; denn der wahre Dschihad im Islam verinnerlicht menschliche Facetten und hat keinesfalls die Bedeutung von Verwüstung und Zerstörung. Außerdem schließt er in seiner ausgedehnten Bedeutung auch die Organisationen mit ein, welche sich für die Unterstützung der Entrechteten und Bedürftigen einsetzen. So ist jenes, was unter der Bezeichnung ISIS oder Islamischer Staat vorgebracht wurde, unserer Meinung nach in keinem Aspekt mit dem Islam vereinbar und die von ihnen ausgeführten Handlungen und Glaubensüberzeugungen sind außerhalb des anerkannten Rahmens des sunnitischen bzw. schiitischen Islams.
4. Die Bekämpfung von extremistischen Strömungen und ihre Verbannung von der europäischen Gesellschaft ist ein wesentliches Bekümmernis der Öffentlichkeit und der beste Weg sie zu bekämpfen erfolgt durch Belehrung und Aufklärung der muslimischen Jugendlichen in Europa. Heute ist allerseits bekannt, dass die Ausländer und die von islamischen Zentren dieser Union eingewiesenen Menschen, z. B. vom Islamischen Zentrum Hamburg, bisher keinesfalls von radikalen Strömungen beeinflusst wurden und es auch nicht sein werden. Von daher ist es angebracht, dass die Öffentlichkeit der europäischen Staaten, durch die notwendige und praktische Unterstützung und Förderung der moderaten islamischen Zentren und der Ausbreitung der auf Ausgeglichenheit fundierten Wissenszentren bei der Bekämpfung der ungültigen Ideologie des Extremismus beizustehen.
5. Die Union bringt hinsichtlich der Ausbreitung des Extremismus und der Gewalt in einigen Regionen der Welt wie z. B. im Irak, Yemen, Syrien, Bahrain, Libanon etc. ihre Sorge zum Ausdruck und verlangt von den Gelehrten des Islams, der islamischen Gemeinschaft und den Weltgemeinschaften sich für die Wiederkehr des Friedens und der Sicherheit in diesen Regionen mehr den je zu einzusetzen.
6. Die Union verlangt von der Regierung Saudi Arabiens das unrechtmäßige Urteil zur Hinrichtung des gütigen Gelehrten von Qatif, Ayatollah Nimir Baqir An-Nimr aufzuheben und das Recht, Ansehen und die Würde der islamischen Gelehrten zu achten.
7. Die Meinungsfreiheit ist ein anerkannter Wert und seine Grenzen reichen soweit, bis die Freiheit und Sicherheit anderer nicht gefährdet werden. Dementsprechend ist die Schmähung von Glaubensüberzeugungen und Interessen anderer, besonders religiösen Oberhäuptern und Helligkeiten eine Angelegenheit psychischer Kränkung der religiösen Anhänger und die Ursache für Provokationen und Verletzung von Emotionen. Des weiteren ist sie unvereinbar mit der Logik des Dialogs und der gegenseitigen Respektierung hinsichtlich der unterschiedlichen Glaubensüberzeugungen und steht im Widerspruch zu der gesellschaftlichen Moral und Manier. Außerdem verstößt sie gegen die Gesetze einiger europäischer Staaten. Aus diesem Grund fordern wir sämtliche Massenmedien dazu auf, aus Respekt den Ideologien und Überzeugungen gegenüber, schmähende Publikationen gegenüber Heiligtümern zu unterlassen.
8. Bürgerrechte wie z.B der gleichberechtigte Zugang zu Bildung und Arbeitsmöglichkeiten sind ein Erfordernis für Gerechtigkeit sowohl in der Theorie als auch in der Praxis. In diesem Sinne muss die Entscheidung einer muslimischen Frau sich zu verschleiern, in Betracht dessen, dass es sich hierbei um eine individuelle Freiheit und eine religiöse Tradition des Islams und anderer abrahamitischer Religionen handelt, respektiert werden.
9. Die schiitischen Vorbilder der Nachahmung sind und waren im Verlauf der Geschichte schon immer ein Sinnbild für Spiritualität, Vernunft und Ausgeglichenheit und die Beziehung der Muslime zu ihnen basiert auf die islamische Kultur. An dieser Stelle möchten wir uns bei den Großayatollahs und den Vorbildern der Nachahmung für ihre wegweisenden Rechtsurteile hinsichtlich der Einhaltung der Bürgerrechte, den Erhalt der gesellschaftlichen Ordnung und Sicherheit und der Verurteilung extremistischer Richtungen, bedanken. Weiterhin äußern wir unseren Dank für ihren Einsatz bei der Verbreitung der Idee der Annäherung in der großen islamischen Gemeinschaft und der Notwendigkeit des Erhaltes der Einheit zwischen den schiitischen und sunnitischen Geschwistern. Auch möchten wir unseren Dank für die konstruktiven und wegweisenden Botschaften zur vierten Hauptkonferenz zum Ausdruck bringen. Insbesondere verdient der liebevolle Brief des höchsten schiitischen Oberhauptes an die Jugend Europas und Nordamerikas ein spezielles Lob.
10. Die Kooperation der schiitischen Zentren als Repräsentanten des ausgeglichenen Islams trägt zur Gestaltung einer glorreichen Zukunft bei. Außerdem bringt sie Gutes und Segnungen mit sich und kann die erwünschten Veränderungen hervorrufen. Die Union bekräftigt die Ausweitung dieser Kooperation und möchte sich bei allen islamischen Zentren, insbesondere bei der Gemeinschaft des Islamischen Zentrums Hamburg als ein strahlendes Juwel des Islams im Westen und bei ihrem verehrten Leiter Ayatollah Ramezani für die reibungslose Austragung der vierten Konferenz, bedanken.