In seiner Freitagsansprache verurteilte der Vorsitzende der Islamisch Europäischen Union der Schia-Gelehrten (IEUS) die wiederholte Schmähung und Beleidigung des heiligen Propheten (Der Frieden Allahs sei mit ihm und seinen Nachfahren).
„Die millionenfache Publikation der beleidigenden Karikaturen durch die Zeitschrift „Charlie Hebdo“ ist ein gezielter Affront gegen den reinsten Menschen, den Propheten des Islam (Der Frieden Allahs sei mit ihm und seinen Nachfahren). Sie hat zur seelischen und emotionalen Kränkung und Schmähung von 1,5 Milliarden Muslimen geführt und eine tiefe Wunde in ihren Herzen hinterlassen. Zugleich hat sie die Sicherheit der Gesellschaft in Bedrohung gebracht. Daher ist diese Tat aus unserer Sicht nicht nur gegen die ethischen und moralischen Grundsätze, sondern auch gegen die Menschenrechte sowie gegen jegliche Vernunft. Sie ist somit aufs Schärfste zu verurteilen.
Wir müssen die Drahtzieher dieser Bewegung fragen, warum man einen Mann Gottes, der von so vielen Menschen geliebt und geehrt wird, schmäht? Ist die Schmähung einer solchen Persönlichkeit, nicht ein Verstoß gegen ethische und menschliche Werte? Und ist die Schmähung der religiösen Leitfiguren und Häupter nicht zugleich eine Kränkung und Verletzung der Gefühle ihrer Anhänger? In einigen Ländern verstößt die Schmähung von Heiligtümern, gegen bestehendes Recht und ist demnach zu ahnden, auch wenn die Realität der praktischen Umsetzung dieser Gesetze, leider oft zu wünschen übrig lässt. Die Juristen sind nun gefordert, einen Diskurs zur Klarstellung der Rechtsgrundlage einzuläuten, denn es ist offensichtlich, dass sowohl die Meinungsfreiheit, als auch die Religionsfreiheit zu den elementaren Grund- und Menschenrechten gehören und beide zugleich respektiert und geschützt werden müssen. Aber auch die Würde, Gefühle und Emotionen der Menschen sind zu schützen und zu wahren und nicht im Namen der Freiheit zu verletzen. Es ist daher nur eine Frage der Vernunft, dass das Recht auf Meinungsfreiheit in Bezug auf die religiösen Überzeugungen der Menschen, eine bestimmte Grenze nicht überschreiten darf. Eine Grenze die davor schützen soll unter verschiedenen Vorwänden, die Anhänger der Religionen – vor allem die Anhänger der großen abrahamitischen Religionen, zu verletzen und zu beleidigen.
Auch in der liberalen Denkschule gibt es keine absolute Freiheit. Die individuelle Freiheit behält nur so lange Ihre Gültigkeit, solange sie nicht andere gefährdet oder in ihren Rechten beschneidet. Andernfalls wird ihr Einhalt geboten und als Rechtsbruch geahndet. Allem Anschein nach ist also gemäß der Definition der Freiheit, wie es hier in der westlichen Gesellschaftsordnung etabliert ist, die Schmähung der religiösen Heiligtümer nicht erlaubt.
Darüber hinaus braucht unsere Gesellschaft heute mehr denn je Sicherheit und Ruhe. Durch provokante Verletzung der religiösen Gefühle, wird die Sicherheit der Gesellschaft gefährdet und bedroht. Es ist mitnichten zum Vorteil der Menschheit. Wenn wir nach der Verwirklichung einer gemeinsamen Weltethik und Sicherheit für alle Menschen streben, für ein friedliches Mit- und Füreinander, können Extremismus und Gewalt sowie Beleidigungen und Schmähung nicht der Weg dazu sein. Die Provokation und Verletzung der religiösen Gefühle von 1,5 Milliarden Muslime wird gewiss nicht zu mehr Sicherheit in der Gesellschaft führen. Beleidigung und Bedrohung haben noch keine Gesellschaft zur Ruhe und Sicherheit gebracht. Daher wurden sie stets von vernünftigen Menschen abgelehnt.
Wir dürfen jedoch die Drahtzieher der Ereignisse nicht außer Acht lassen. Welche Ziele verfolgen diejenigen, die unter verschiedensten Vorwänden diese verheerenden Szenarien konstruieren? Mit welchen Absichten verbreiten sie Unsicherheit und Unruhe in der Gesellschaft? Warum wird anstelle der Annäherung der Denkschulen und Religionen sowie die Versöhnung und Verbrüderung der Menschen, Öl ins Feuer gegossen und der Krieg der Zivilisationen und Kulturen herauf beschworen? Warum wird die Welt in Chaos und Unruhe gestürzt und wer profitiert von einem solchen Zustand?
Die religiösen Führer, so auch Papst Franziskus, weisen zu Recht auf die Unvernünftigkeit der Schmähung der Religionen und die Grenzen der Meinungsfreiheit hin.“
Im Anschluss an seine Rede, rief Ayatollah Ramezani die Muslime zur Besonnenheit auf. Sie sollen die aktuellen Geschehnisse verfolgen und auf rechtlichem Wege ihre Beschwerden und Proteste kundtun sowie im Rahmen des Grundgesetzes, solche unethischen, unvernüftigen und menschenverachtenden Taten verurteilen.