Ayatollah S. A. Hosseini Ghaemmaghami
Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen.
Lobpreis sei Allah, dem Gepriesenen und Erhabenen, dem Herrn der Welten, und Sein Frieden und Segen seien mit unserem Propheten Mohammad (Friede sei mit ihm), und seinen reinen Nachkommen (Friede sei mit ihnen), die seine Lehren verbreitet und erläutert haben.
Wir haben in der letzten Freitagsansprache zum Thema Krieg und Jihad im Quran darauf hingewiesen, dass Krieg bedeutet, anderen durch Anwendung von Waffengewalt den eigenen Willen aufzuzwingen. Gemäß dieser quranischen Definition wird Krieg in jeder Form und mit jeder Absicht verneint und für falsch erklärt. Deshalb stellt die Interpretation von ¹ihÁd als heiliger Krieg eine große Verleumdung gegenüber dem Islam dar, für die keinerlei Grundlage und Beweis im Qur’an vorhanden sind. Der „heilige Krieg“ wird aus qur’anischer Sicht nicht nur abgelehnt und verurteilt, sondern das Handeln derjenigen, die mit einer religiösen Absicht gegenüber Anhängern anderer Religionen ungerecht sind und diese töten, gilt aus der Sicht des Qur’an als Unglaube.
Aus quranischer Sicht hat der Unglaube nicht nur eine theologische und auf den Glauben bezogene Dimension, sondern eine seiner wichtigsten und wesentlichsten Aspekte ist die tatbezogene Dimension. Der Qur’an bezeichnet jede Art von gewalttätigem Vorgehen gegen die Gläubigen und die Anhänger der Religionen in der Geschichte als Unglauben. Selbstverständlich hat der in diesem Sinn verwendete Unglaube eine objektive und auf das Handeln bezogene Identität. Der Grund für diese Bezeichnung ist ebenfalls sehr klar, denn diese Art von Gewalt und Auseinandersetzung fand statt wegen des Glaubens der Anhänger der Religionen. Die Gewalttäter wollten eine Änderung der Religion in dem Sinne, dass die Gläubigen auf ihren Glauben verzichten und erneut zu ihrem alten Glauben zurückkehren. Ein solches Handeln ist ein Zeichen für praktischen Unglauben.
Ungeachtet dessen, ob diese Gewalttäter auch im theologischen Sinne ungläubig sind, d. h. mittels des Glaubens oder ihrer Behauptung, an Gott oder an eine bestimmte Religion zu glauben, ihren Unglauben zu rechtfertigen versuchen, sehen wir, dass gemäß unserer Argumentation und Begründung mit dem Qur’an selbst der Krieg im Qur’an mit aller Deutlichkeit in keiner Form verherrlicht, für heilig erklärt oder gerechtfertigt wird. Aus qur’anischer Sicht ist Krieg das hässlichste Phänomen der Menschen, und wenn dieses unmenschliche und hässliche Phänomen im Namen der Religion und mit religiösen Absichten gerechtfertigt wird, oder gleichsam als Strafe gegen jene geführt wird, die eine andere Reli-gion haben, wird die Hässlichkeit des Krieges ungleich offenbarer, und die qur’anische Sichtweise geht so weit, dass dies als Unglaube bezeichnet wird.
Nun mag jeder selbst urteilen, inwieweit diejenigen Recht haben, die behaupten, der Qur’an verteidige den Krieg, oder die ¹ihÁd als „heiligen Krieg“ erklären oder im Namen des Qur’ans Gewalt anwenden und jeden der einen anderen Glauben als sie selbst, als Feind ansehen: Inwieweit ist dieser Gedanke richtig und entspricht er der Wahrheit, und inwieweit stimmen diese Behauptungen mit der qur’anischen Lehre überein und gehen damit konform? Oder wie sehr sind diese Behauptungen mit ihren persönlichen Meinungen und falschen Vorstellungen vermischt?! Mit dem Thema Islam und Frieden werden wir uns in Zukunft befassen.
Qur’anische Begriffe mit der Bedeutung „Krieg“
Im Qur’an finden unterschiedliche Begriffe mit der Bedeutung Krieg Verwendung. ¼arb, d. h. Krieg, qitÁl, d. h. Töten, und yanfakku-d-dam, d. h. Blutvergießen. Das sind die Begriffe, mit denen der Qur’an sehr deutlich Krieg und gewalttätige Auseinandersetzungen erwähnt. Krieg und gewalttätige Auseinandersetzungen können in unterschiedlichen Formen und mit verschiedenen Absichten und Zielsetzungen geschehen. Für niemanden und unter keinen Umständen kann Krieg das Endziel sein, sondern Krieg ist vielmehr ein Mittel, um ein Ziel zu erreichen. Deshalb wird das Wesen des Krieges von den Absichten, mit denen der Krieg geführt wird, bestimmt. Zuerst gilt es festzuhalten, dass der Ausdruck „heiliger Krieg“ nirgendwo im Qur’an oder in irgendeiner anderen islamischen Quelle verwendet wurde. Es gibt auch keinerlei Begriff, der dieser Bedeutung nahe kommen würde. Zu Beginn dieser Diskussion wurde bereits erwähnt, dass der Qur’an mit vier Begriffen gewalttätige Auseinandersetzungen bezeichnet, und von diesen vier Begriffen ist es nur einer, der klar als „Krieg“ zu verstehen ist, während die anderen drei Begriffe keineswegs „Krieg“ bedeuten. Der Begriff al-½arb, d. h. Krieg, wurde viermal im Qur’an benutzt und hat in all diesen vier Fällen eine negative und ablehnende Bedeutung. Der Begriff ºihÁd wiederum erscheint mehr als dreißigmal im Qur’an, hat aber in keinem Fall die Bedeutung von Krieg, sondern beschreibt vielmehr eine fortgesetzte Anstrengung, seine Fähigkeiten und Möglichkeiten zum Handeln zu nutzen.
Die außergewöhnliche Würde des Menschenlebens im Qur’an
Das erste, was der Krieg anvisiert, sind das Leben und die Existenz der Menschen. Jeder Mensch und jeder Gedanke, der Krieg als heilig erklärt und als ein Prinzip und einen Grundsatz betont, kann zweifellos dem Leben und der Existenz der Menschen nicht viel Wert beimessen.
Wenn wir uns die Argumentationen und Rechtfertigungen der Kriegsbefürworter und Gewalttäter ansehen, die aus deren Sicht am idealsten, schönsten und mit der größten Rechtfertigung ihr gewalttä-tiges Verhalten und Tun darstellen, stellen wir fest, dass sie ihr eigenes Leben und Sein gegenüber dem Leben und der Existenz der anderen Menschen bevorzugen. Wenn also jemand oder eine Gruppe von Menschen dem Leben der anderen Wert beimisst, sieht dieser Mensch oder diese Gruppe es als Pflicht an, das Leben der anderen zu bewahren und sich darum zu bemühen, das Leben der anderen zu schützen. Solche Menschen können nicht gleichzeitig den Krieg wählen und ihn heilig erklären.
Aus dem Qur’an ist klar ersichtlich, dass das Leben und die Existenz der Menschen nicht nur sehr wertvoll und geehrt ist, sondern auch als heilig erklärt wird. Mit heilig ist hier diese Wahrheit im Sinne eines Zieles, für die andere Tätigkeiten eingesetzt werden, gemeint. Es versteht sich von selbst, dass man sich für den Schutz und Erhalt von einer Sache oder irgendetwas, das als wertvoll angesehen wird, einsetzt und darum bemüht ist, Schaden davon abzuwenden; das bedeutet jedoch nicht, dass dies zum Ziel des gesamten Bemühens aller Menschen erklärt wird. In diesem Fall sehen wir jedoch, dass das Leben des Menschen nicht nur zu einem Wert erklärt wird, sondern dass es als etwas Heiliges vorgestellt wird, d. h. der Wert des Menschenlebens ist so groß, dass das gesamte Engagement und Handeln der Menschen davon abhängt und dafür eingesetzt wird, dieses Ziel zu erreichen. Deshalb muss man auf viele Dinge und Taten verzichten, um diese heilige Angelegenheit zu schützen, und man muss sich gleichermaßen um viele Taten bemühen, die die Fortsetzung dieser heiligen Angelegenheit gewähren. Nun wird deutlich, warum die Behauptung, Krieg sei aus qur’Ánischer Sicht „heilig“, niemals richtig sein kann, wenn man bedenkt, dass der Qur’an das Leben und die Existenz des Menschen nicht nur als wertvoll, sondern sogar als eine heilige Angelegenheit bezeichnet. Einer der eindeutigen (mo½kam) Qur’anverse, d. h. einer der Verse, auf dessen Grundlage andere Verse erklärt und interpretiert werden, ist der nachfolgende Vers:
„Jeder, der außer zur Verteidigung oder um Verderbnis auf der Erde zu verhindern einen anderen Menschen tötet, hat zweifellos alle Menschen getötet. Und jeder, der einem Menschen das Leben rettet, hat zweifellos allen Menschen das Leben geschenkt.“
Dieser Vers weist einige wichtige Punkte auf:
1. In diesem Vers wird in schönster Form der Grundlage aller Widersprüche der Boden entzogen, indem der gemeinsamen Wahrheit und Identität aller Menschen Vorrang beigemessen wird, denn die Menschen werden in diesem Vers nicht als Einzelwesen beschrieben, die sozusagen von einem Körper getrennt sind, sondern diese qur’anische Sicht betont die eine und gemeinsame Identität aller Menschen.
Die Menschlichkeit ist eine allgemeine Wahrheit, in der es keine Diskriminierung und Differenzierung gibt. Ein Individuum ist als ein Mensch nicht ein Teil der Wahrheit der Menschlichkeit, sondern diese Wahrheit ist vielmehr in jedem Menschen vollkommen vorhanden. Jedes Individuum, das als Mensch bezeichnet wird, gilt als ein Symbol dieser Wahrheit. Gemäß dieser Logik sagt der Qur’an, dass das Töten eines Individuums nicht nur eine bestimmte Person betrifft, sondern vielmehr der Tötung der Menschlichkeit gleichkommt, und da die Menschlichkeit die gemeinsame Identität aller Menschen ausmacht, kommt die Tötung eines menschlichen Individuums der Tötung aller Menschen gleich.
Es soll nicht außer Acht gelassen werden, dass Gott in diesem Vers nicht sagt, dass die Tötung eines Menschen wie die Tötung aller Menschen ist, sondern vielmehr sagt Er, die Tötung eines Menschen ist gewiss und ohne jeglichen Zweifel die Tötung aller Menschen. Natürlich existieren die anderen Menschen weiter, wenn ein Mensch getötet wird, aber wenn man z. B. bedenkt, dass das Sonnenlicht durch verschiedene Öffnungen dringt, dann ist das Sonnenlicht, das durch jede einzelne Öffnung fällt, nicht ein Teil des Sonnenlichts, sondern alle Sonnenstrahlen, gleich durch welche Öffnung sie fallen, haben eine Wahrheit, und diese Wahrheit lautet, dass sie das Licht der Sonne sind und nicht ein Teil der Sonne, auch wenn sie aufgrund äußerer Ursachen (z. B. ein Fenster) geteilt wurden. Die Wahrheit, dass dies das Licht der Sonne und ungeteilt ist, ist gewiss. Deshalb soll man jeden Sonnenstrahl als Symbol für die Sonne und nicht als einen Teil davon sehen.
Jedes menschliche Individuum, das getötet wird, ist ein Symbol für die verloren gegangene Menschheit insgesamt, auch wenn aus gesellschaftlicher Sicht eine Person oder ein Mitglied der Gesellschaft weniger vorhanden ist. In einem anderen Qur’anvers wird das Töten eines Menschen absolut verboten, und es wird anstatt „ihr sollt euch nicht gegenseitig umbringen“ gesagt, „ihr sollt euch nicht töten“. Deshalb stellt das Leben aller Menschen gemäß der qur’anischen Logik eine einheitliche Identität und Wahrheit dar, und wenn jemand einen anderen umbringt, hat er in Wahrheit sich selbst umgebracht. Der Qur’an bringt hier mit aller Deutlichkeit diesen wichtigen Punkt zum Ausdruck, dass die Menschen einander nicht töten sollen dürfen.
2. Ein weiterer wichtiger Punkt, der aus diesem Vers hervorgeht, dass diese Angelegenheit nicht einseitig ist, d. h. das Nichtsein einer Person wird nicht nur gleichgesetzt mit der Nichtexistenz aller Menschen, sondern diese Gleichheit wird auch mit dem Sein in Verbindung gebracht in dem Sinne, dass das Leben eines Menschen mit der Existenz und dem Leben aller Menschen gleichgesetzt wird. Das wechselseitige Ergebnis dieser Angelegenheit besteht darin, dass wir sagen, es reicht nicht, das Le-ben eines Menschen nicht zu gefährden, sondern vielmehr muss man darum bemüht sein, das Leben eines Menschen zu retten.
3. Das Menschsein des Menschen an sich, und keine anderen Aspekte wie z. B. Geschlecht, Rasse, Sprache, Glaube usw., wird in diesem Vers mit aller Klarheit als die Ursache für die Rechte des Menschen und der Nutzung der Möglichkeiten der Existenz genannt, und das ist ein allen Menschen gemeinsames und einheitliches Recht. Die anderen genanten Aspekte haben Einfluss auf das Prinzip der Menschlichkeit und des Menschseins und können deshalb keine Wirkung im Hinblick auf die Nutzung der natürlichen Rechte der Menschen haben. Die Rechte der Menschen beziehen sich auf seine Natur und sein Wesen, und das ist allen Menschen gemeinsam und für alle identisch.
4. Ein wichtiger Punkt ist die Bezugnahme der qur’anischen Aussage auf die gemeinsame und einheitliche Identität aller Menschen. Damit wird die Wurzel aller Widersprüche, von Zwietracht, Überlegenheitsgefühl, Feindseligkeit, Gewalttätigkeit, Hass und Feindschaft ausgetrocknet. Gemäß dieser qur’anischen Logik ist der Andere, bevor er als ein Anderer und Fremder wahrgenommen wird, ein Bekannter, und zwar er selbst. Der Andere und ich sind wie Abbildungen einer Wahrheit oder eine Person, die sich in verschiedenen Spiegeln sieht. Feindschaft mit anderen bedeutet Feindschaft mit sich selbst. Wenn man den Spiegel zerbricht, hat man sich selbst zerbrochen. Deshalb wird im islamischen Denken die Vervollkommnung des Menschen so definiert, dass der Mensch sich so weit entwickelt, dass er seine individuellen und persönlichen Vorteile zugunsten der Wahrheit der Menschlichkeit vernachlässigt. Dann wird selbst ein sehr egoistischer Mensch anderen gegenüber netter und selbstloser sein, weil sein Ich mit dem anderen Ich eins geworden ist. Eine derartige Sichtweise hat eine psychische und innere Wurzel, die jede Art von Feindschaft und Gewalt zwischen den Menschen beseitigt, denn wer einem anderen Schaden zufügt, hat sich zuvor selbst Schaden zugefügt. Gefälligkeit, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit den anderen gegenüber stellt die tiefsten inneren Neigungen des Menschen zufrieden und bewirkt eine innere Ruhe.
5. Eine Besonderheit dieses Verses besteht darin, dass diese Empfehlung als ein vollkommenes und endgültiges Gesetz erörtert wird. Nicht unerwähnt bleiben darf, dass das Verstehen und Interpretieren der Qur’anverse die Berücksichtigung der anderen Verse bedingt. Es kommt durchaus vor, dass ein Gebot in einem Vers festgelegt und in einem anderen Vers vervollständigt wird, oder dass ein Gebot in einem Vers allgemein und grundsätzlich erklärt wird, während in einem anderen Vers gewisse Ausnahmen dafür genannt werden. So ist es möglich, dass wir einem Vers zunächst eine bestimmte Bedeutung entnehmen, dann aufgrund der Berücksichtigung der anderen Verse aber feststellen, dass diese anfänglich verstandene Bedeutung aber nicht gemeint ist und die Absicht Gottes etwas anderes ist. Deshalb muss man hinsichtlich vieler Bedeutungen, die man verschiedenen Qur’anversen zunächst entnimmt, berücksichtigen, ob diese Bedeutung direkt und aufgrund der wortwörtlichen Aussage dieses Verses entnommen wurde oder auf der Untersuchung der damit zusammenhängenden anderen Verse gründet. Selbstverständlich kann man bei einer solchen Angelegenheit sein Urteil nicht auf die anfängliche Bedeutung gründen und dieses dem Qur’an zuschreiben.
Es gibt jedoch bestimmte Verse im Qur’an, die eine konstante Bedeutung haben, die direkt und endgültig verstanden wird. Sie gehören zu den eindeutigen (mohkam) Versen, die der Qur’an mit aller Deutlichkeit als Grundlage für die Interpretation der anderen Verse vorsieht, und die selbst nicht mittels anderer Verse erklärt werden müssen. (Dieses Thema bedarf einer eigenständigen Fachdiskussion, die bei einer anderen Gelegenheit geführt werden soll).
Nun muss man sehen, zu welcher Gruppe der hier diskutierte Vers gehört. Gehört er zu den Versen, deren endgültige Bedeutung erst später im Kontext anderer Verse verstanden werden, oder ist es ein Vers, dessen anfänglich erfasste Bedeutung gewiss und konstant ist? Unter Berücksichtigung der Besonderheit dieses Verses, muss man ihn den Versen der zweiten Art zurechnen, d. h. es gibt keine Ausnahmen für ihn, denn in diesem Vers wird ein vollkommenes Gesetz erörtert. Mit vollkommenem Gesetz ist ein Gesetz gemeint, das auch die Ausnahmen berücksichtigt hat. Wenn ein Redner, Schriftsteller oder Gesetzgeber seine Meinung im Zusammenhang mit einem Thema erörtert, wird er dieses Thema erklären und seine Ausnahmen erwähnen, weil er die Absicht hat, dass alle Unklarheiten bezüglich seiner Aussage beseitigt werden. Aus diesem Grund erwähnt er alles, was im Zusammenhang mit diesem Thema nötig ist. Deshalb kann man sicher sein, dass man aus seinen Worten seine Absicht vollkommen verstehen und herauskristallisieren kann. Wenn der Sprecher Gott ist, dann kann man dieses Ziel mit noch größerer Gewissheit erreichen. In diesem Vers hat Gott die Bedeutung und Heiligkeit der menschlichen Existenz erwähnt und dabei zwei Ausnahmen grundsätzlicher Natur geannt, nämlich die Verteidigung des Lebens der anderen und die Beseitigung von Verderbnis auf der Erde. Das sind die Ausnahmen, die Gott im Hinblick auf dieses grundsätzliche Gesetz (das den Gipfel der Heiligkeit der Existenz und des Lebens des Menschen darlegt) erklärt. Das bedeutet, dass das Leben des einzelnen Menschen abgesehen von seinem Glauben, seiner Rasse, Nationalität und Sprache so heilig ist, dass dieses Leben dem Leben aller Menschen entspricht. Das Leben eines Menschen verliert seinen Wert, wenn es dazu benutzt wird, das Leben anderer Menschen zu vernichten oder zu gefährden. Bei einer genauen Betrachtung stellen wir fest, dass diese zwei Ausnahmen eigentlich gar keine Ausnahmen darstellen, sondern vielmehr den Schutz und die Fortsetzung der Existenz und des Lebens der Menschen gewährleisten sollen. Deshalb kann man zu diesem Ergebnis gelangen, dass für die Heiligkeit des Lebens aus qur’anischer Sicht keinerlei Ausnahme vorgesehen ist.
6. Weiterhin ist im Hinblick auf den diskutierten Vers zu erwähnen, dass er unmittelbar auf die Verse folgt, in denen die Geschichte des ersten Mordes in der Geschichte der Menschheit beschrieben wird (die Ermordung Abels durch Kain). Deshalb wird am Anfang dieses Verses sozusagen das Ergebnis festgehalten:
„Wir haben für die Bani Israel bestimmt, dass jeder Mensch, der einen anderen Menschen tötet…“
Hier sehen wir, dass Gott dieses Gebot als eine endgültige Sunna und ein Gesetz im Laufe der Menschheitsgeschichte erörtert, und die Erörterung im Qur’an bedeutet, dass dieses Gebot weiter existiert und sich die Heiligkeit der Existenz im Laufe der Geschichte niemals ändern wird. Die Erörterung dieses Themas werden wir bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit fortsetzen. Und der Friede sei mit euch und die Gnade Gottes und Seine Segnungen.