Am 17. Oktober 2014 wurde in Berlin die internationale Koranstudien-Konferenz mit der Überschrift „Die Wichtigkeit koranischer Studien in der heutigen Zeit“, unter Anwesenheit von Denkern und Experten der Koranwissenschaften Deutschlands und weiterer europäischer Länder, abgehalten
Die „Stiftung für Islamische Studien“ (SIS) lud, in Zusammenarbeit und mit freundlicher Unterstützung der Freien Universität Berlin, dem Forschungsprojekt „Corpus Coranicum“ und dem „Centre for Translation of the Qurʾān Iran“, zu dieser Fachkonferenz ein.
Das Ziel dieses Treffens war die Schaffung eines Austausches und einer Interaktion zwischen der akademischen Gemeinschaft des Westens (mit Fokus auf Deutschland) und den Koranforschern Irans.
In dieser dreitägigen Konferenz, erörterten und diskutierten eine Gruppe der bekanntesten Koranforschern Deutschlands, neben Forschern aus dem Iran und anderen Ländern – unter anderem Österreich, England und den USA – die wichtigsten Aspekte der Koranstudien für unsere heutige Zeit.
Es sollte ein umfassender Blick auf den derzeitigen Stand der internationalen Koranforschung geworfen und genau beleuchtet werden, welche Untersuchungsansätze und Themengebiete anhand aktuell geführter wissenschaftlicher Diskussionen, in der bisherigen Koranforschung noch zu wenig bzw. keine Berücksichtigung gefunden haben, um davon ausgehend neue Perspektiven zu entwickeln, die zeigen sollen, welche Themen in Zukunft für die weitere Koranforschung wichtig und notwendig erscheinen.
Eine Zusammenstellung von 18 Rednern stellte ihre Sichtweise hinsichtlich verschiedener Aspekte der Studien vor, unter anderem die Professorin Angelika Neuwirth, Vorsitzende der Forscher-Vereinigung „Corpus Coranicum“, Michael Bongardt von der Freien Universität Berlin, Ayatullah Dr. Reza Ramezani, Direktor des Islamischen Zentrums Hamburg und Hamid Kasiri, Lehrender an der Universität von Wien.
Darüber hinaus gehörten Mouhanad Khorchide (Professor an der Universität Münster), Mohammad Legenhausen (Lehrender am Imam Khomeini-Institut in Qom,Iran), Hujjat-ul-Islam wal-Muslimin Mahdi Imanipour (Irans Kulturattaché in Berlin) und Doktor Mahdi Esfahani (Vorsitzender der Stiftung für Islamwissenschaft) zu denen, die ihre Ansichten in schriftlicher Form kundgetan haben.
Beginnend stellte Hujjat-ul-Islam wal-Muslimin Imanipour die zunehmende Unreligiösität und die dadurch entstehende spirituelle Krise als Wahrheit unserer Zeit vor, die ihre schädlichen Auswirkungen in den modernen Gesellschaften entfalten.
Weitergehend wies er darauf hin, dass eine Wahrheit unserer heutigen Welt, die Wachsende Tendenz und Aufmerksamkeit in Richtung Islam, neben den anderen Religionen, darstellt. Eine Tendenz, die jedoch durch Propagatoren des radikalen Islam und Vertretern des liberalen Islam, welche mit der Begründung der Anpassung an moderne Werte, Wahrheiten des Islam leugnen, gefährdet wird.
Imanipour wies nachdem er feststellte, dass in der heutigen Zeit oft ein tiefergehendes, gemäßigtes und vernunftbasiertes Verständnis des Islam, fern von den Übertreibungen salafistischer – und Untertreibungen liberaler Strömungen fehlt, darauf hin: Es ist in dieser Atmosphäre, in welcher die Erklärung der wahrhaftigen islamischen Grundlagen, mehr denn je, unabdinglich werden.
Anschließend an die Erklärungen von Hujjat-ul-Islam Imanipour, trugen der Leiter der Gruppe für vergleichende Ethik von der Freien Universität Berlin, Professor Michael Bongardt und der Vorsitzende der Stiftung für Islamwissenschaften Dr. Mahdi Esfahani ihre Erklärungen und Thesen vor.
Daraufhin folgten die Erklärungen und Äußerungen der Professorin Angelika Neuwirth, die eine kritische Untersuchung der Entstehung der Geschichte des heiligen Koran und der muslimischen Gemeinschaft anhand des Korans thematisierte.
Abschließend erläuterte Ayatullah Dr. Reza Ramezani, Leiter des Islamischen Zentrums Hamburg, die Zeitlosigkeit der Lehren des Korans.
Der zweite Tag dieser Konferenz gestaltete sich dich durch die Beiträge der Vereinigung „Corpus Coranicum“, in welcher der Vorsitzende des Projekts Michael Marx und sein Assistent Tobias J. Jocham ihre Thesen vortrugen.
Den Abschluss fand der zweite Konferenz-Tag in einer temperamentvollen Debatte zwischen dem Professor Dr. Legenhausen, Lehrender westlicher und religiöser Philosophie, Michael Marx, dem Vorsitzenden von „Corpus Coranicum“, sowie Hamid Kasiri von der Universität Wien.
Der dritte und letzte Tag dieser Konferenz begann mit den Erörterungen des Professors Mouhanad Khorchide, Professor und Lehrstuhlinhaber für islamische Erziehung an der Universität Münster. Er thematisierte die Einflussdimensionen der Erzählungen aus dem Werk „Asbab al-Nuzul“ (Anlässe der Offenbarung) auf unser Koranverständnis.
Nach der Vorstellung der Theorien der Studentin Dina El-Omari von der Universität Münster, über eine feministische Leseart und ein feministisches Verständnis des Korans, folgte der abschließend Vortragende Markus Mahdi Gerhold, welcher momentan seine Doktorarbeit im Fach Islamwissenschaft an der Universität Gießen verfasst. Er widmete seine Erklärung dem Thema der Untersuchungen der sprachlichen Wurzeln des Koran und ihren Einfluss auf unser Verständnis der islamischen Lehren.
Letztendlich ist erwähnenswert, dass die Teilnehmer dieser Konferenz, welche aus 12 verschiedenen Ländern des Globus, alle mit wissenschaftlichem bzw. akademischem Hintergrund, sich mit ernsthafter und aktiver Beteiligung mit den Fragestellungen auseinandergesetzt haben.