
Am 6. Mai 2016 fand die erste Versammlung der europäischen Gemeinschaft der Ahl-ul-Beyt Frauen im Islamischen Zentrum Hamburg (IZH) statt. An dieser eintägigen Versammlung nahmen über 100 Frauen aus den Bereichen Publikation und Verbreitung der Ansichten der Ahl-ul-Beyt teil. Diese kamen aus verschiedenen Regionen Europas, wie aus den Niederlanden, Belgien, Schweden, Italien, Frankreich, England, Bosnien, Finnland, Dänemark, der Schweiz, und auch aus mehreren deutschen Städten – mit dem Ziel, die Ideale und Worte der Mitglieder des Hauses des Propheten zu verbreiten. Nebenbei fanden noch Wahlen für einen Vorstand für diese Gemeinschaft statt
Zu den Rednern diese Versammlung gehörten unter anderem:
· Herr Ayatollah Dr. Ramezani, Imam und Leiter des IZH
· Herr Hudschat-ul-Islam Mousavi, stellvertretender Leiter des IZH
· Frau Dr. Rokni Abadi, Leiterin der Abteilung für Frauen und Kinder der Internationalen Ahl-ul-Beyt Gemeinschaft.
· Frau Moussavi Payande, Koordinatorin der ersten Versammlung dieser Gemeinschaft
Bei der Eröffnungszeremonie wies Dr. Ramezani auf die emotionalen Besonderheiten der Frauen hin, und bezeichnete die Frau als den Mittelpunkt der Familie, und fügte hinzu: Da die Emotionen bei den Frauen viel stärker geprägt sind als bei den Männern, spielen sie bei der Erziehung der Menschen eine sehr wichtige Rolle. Diese wichtige Rolle darf nicht außer Acht gelassen werden. Denn wenn die Frauen in ihrer Rolle als Erzieherinnen der Familie erfolgreich sind, werden sie auch die Gesellschaft positiv beeinflussen. Die Stellung der Frau im Islam ist eine gesonderte und gehobene Stellung. Sie spielt eine grundlegende und unvergleichliche Rolle bei der Entwicklung der Gesellschaft. Die heutige Weltgemeinschaft dürstet danach, wieder die Rolle der Erziehung der Familie und der Gesellschaft in die Obhut der Frauen zu legen. Zum Schluss wurde der Vorstand der europäischen Gemeinschaft der Ahl-ul-Beyt gewählt, und die Gemeinschaft beendete ihre erste Versammlung mit dem Vortragen der Erklärung.
Schlusserklärung der ersten Versammlung der europäischen Gemeinschaft der Ahl-ul-Beyt Frauen
Im Namen Gottes, des Gütigen, des Barmherzigen.
Die gläubigen Männer und Frauen sind untereinander Freunde. Sie gebieten das Rechte und verbieten das Verwerfliche, verrichten das Gebet und entrichten die Abgabe und gehorchen Gott und seinem Gesandten. Siehe, Gott wird sich ihrer erbarmen. Gott ist mächtig und weise.[1]
Wir danken Gott dafür, dass er uns die Gelegenheit gegeben hat, dass wir Musliminnen, anlässlich des Geburtstages des Imams der Zeit, und des Monats Ramadan, der Monat der Spiritualität und der Rückkehr des Menschen zu seinen himmlischen Wurzeln, mit dem Gedenken des Propheten und der Ahl-ul-Beyt, in der historischen Imam Ali Moschee in Hamburg zusammenkommen konnten, um stolz die Gründung der Gemeinschaft der Ahl-ul Beyt-Frauen verkünden zu können. Unter dem Segen Gottes, konnten in den zwei Tagen der ersten Versammlung der Ahl-ul Beyt-Gemeinschaft, die Frauen einander kennen lernen und ihre Gedanken austauschten, und schließlich den Vorstand dieser Gemeinschaft wählen. Nun, am Ende der Versammlung wird das, was im Laufe der Versammlung besprochen wurde, zusammengefasst:
1. Gemäß den Worten des heiligen Qur’ans und der Worte der Ahl-ul-Beyt besitzen die Lehren des Islams eine umfangreiche, logische und spirituelle Sichtweise, worin eine Geschlechtsdiskriminierung keinen Platz hat, und trotzdem die Verantwortung der Gruppen angemessen definiert sind. Aus diesem Grund ruft die Ahl-ul-Beyt Gemeinschaft der Frauen alle Denkschulen und die Universitätsgemeinschaften und die Medien auf, sich für ein besseres und tieferes Verständnis dieser Denkweise und Darlegung des Islams einzusetzen, und Studien über den Islam anzustellen. Denn die Gemeinschaft ist der Ansicht, dass diese Lehren viele Missverständnisse und Vorurteile beheben, und für eine religiöse Sicherheit der Gesellschaft sorgen können.
2. Die Musliminnen haben im Laufe der Geschichte stets – im Rahmen der Lehren des Islams und der Ahl-ul-Beyt – eine gewichtige Rolle gespielt, und fungierten in der Gesellschaft in vielen Fällen als der Motor vieler Fortschritte und positiver Entwicklungen. Auch in Europa ist die Präsenz der Muslime eine historische und wertvolle Tatsache und ein Potential, und die Musliminnen können – als ein Teil der Gesellschaft – einen großen Beitrag leisten. So rufen wir alle europäischen entscheidungstragenden Gemeinschaften und Staaten auf, unvoreingenommen die Grundlage für den Einsatz dieser Potentiale zu schaffen, damit die Gesellschaft die Gelegenheit findet, das riesige Potential und Energie dieser Gruppe in der Wissenschaft, Forschung, Bildung, Gesundheit, Dienstleistungen und Wirtschaft zu nutzen.
3. Wir erwarten von den verschiedenen Medien, unvoreingenommen und gerecht die Wahrheit über die Frauen in muslimischen Gesellschaften darzustellen, und ohne einer negativen Ansichtsweise, dokumentarische und wissenschaftliche Berichte über die Fortschritte und Dienste der Gemeinschaft der Musliminnen in Europa und auf der Welt zu erstellen. Denn wir sind der Ansicht, dass, wenn die Tatsachen richtig dargelegt werden, die Musliminnen mit ihrem inneren Frieden und ihrer spirituellen Freude, ein geeignetes Vorbild für die Lebensweise der Nicht-Musliminnen sein können.
4. Die Respektierung der gesellschaftlichen Regelungen gehören zu den Lehren der Ahl-ul-Beyt – was wir auch jederzeit und überall betonen. Im Gegenzug erwarten wir, dass die legitimen Rechte der Musliminnen, insbesondere bei der Wahl ihrer islamischen Bekleidung, in jeder sozialen Lage, wie in Schulen und am Arbeitsplatz – ohne irgendwelche Einschränkungen – bewilligt, und auch populistische Vorgehensweisen zur Verbreitung von Furcht vor dem Hidschab (islamische Bekleidung) vermieden wird. Weiterhin soll es vermieden werden, den Hidschab als aufgezwungen darzustellen.
5. Der Islam hat von Anfang an die hohe Stellung und den Großmut der Frauen betont, und sie im höchsten Maße gelobt. Und dies zu einer Zeit, in der in Europa die meisten Denkschulen eine ungerechte und ungleichberechtigte – und gar auch erniedrigende und schamerfüllende – Ansicht gegenüber den Frauen hatten. In der heutigen Zeit beobachten wir mit Freude, wie aufgrund der Erfahrungen aus der Geschichte und den Ungerechtigkeiten, Gefangenschaften und Unterdrückungen der Frauen in verschiedenen Jahrzehnten, lauthals überall die Frauenrechte gefordert werden. Doch wieder wird übertrieben. Hier werden nun die Frauen und Kinder propagandistisch missbraucht und als Werkzeug benutzt, was auf einer anderen Weise eine Erniedrigung der Frau darstellt. Dies kann auch als moderne Sklaverei gesehen werden, was unter der Würde der Frau ist. Daher warnen wir standhaft vor den Folgen solcher Darlegung der Rechte und Freiheiten der Frauen, was zu einer Zerstörung der Familie und des Familienlebens führen könnte.
6. Die Achtung der Familie und die Tradition der Eheschließung wird von der Gemeinschaft – als die beste Grundlage zur Entwicklung eines Menschen – betont. Denn gemäß den himmlischen Lehren, ist der reine Schoß der Mutter, die Quelle, die für die Menschheit bleibende und nützliche Menschen erzieht. Aus diesem Grund ist die Wahrung der hohen Stellung der Mutter und der Ehefrau einer der Notwendigkeiten der modernen Welt, der vermehrt Beachtung geschenkt werden muss, denn ansonsten werden Identitätskrisen der Menschen, die Gesellschaft letztendlich in die Knie zwingen. In diesem Zusammenhang wird erneut die Stellung des Heims und der Familie und die Erziehung der nächsten Generation betont, und eine Distanzierung von dem, was diese gesunde Entwicklung stören könnte, gefordert.
7. Der Islam und die Schule der Ahl-ul-Beyt sind die Schulen der Gerechtigkeit und Logik, worin Extremismus keinen Platz findet. Die europäische Gemeinschaft der Frauen verurteilt auf das schärfste jede Art von Extremismus, der im Namen des Islams getätigt wird, und bezeichnet ihn als eine Unterstützung der Islamophobie-Welle, die von Hintermännern und geheimen Organisationen geplant und verbreitet wird. Aus diesem Grund fordert diese Gemeinschaft, dass diese Organisationen und Hintermänner, die direkt oder indirekt an solchen Gräueltaten – wie die Verbrennung der Imam Ali Moschee in Schweden, und die bestialische Ermordung der Menschen an verschiedenen Orten in Europa und auf der Welt – mitbeteiligt sind, erkannt und verurteilt werden, dabei sollten auch solche Aktionen bekannt gemacht werden, damit Klarheit unter der Allgemeinheit geschaffen wird.
8. Was mit der Zustimmung, und eventuell auch Mitwirkung einiger Westmächte in Westasien und Nordafrika im Gange ist – wie die Bombardierung Jemens und Syriens, die endlosen Unterdrückungen, Verhaftungen und Hinrichtungen in Saudi-Arabien, die heimtückischen Verurteilungen, Verhaftungen und Ausweisungen in Bahrain, unter anderem auch die Verurteilung des geehrten Gelehrten Ayatollah Sheikh Issa Ghassem, sind bedauernswerte Beispiele, von denen die Welt wenig zu sehen bekommen hat. Hiermit bekunden wir unser Bedauern und unsere Besorgnis, und fordern alle internationale Gesellschaften und auch die Vereinten Nationen auf, sich aufrichtig für die Einstellung der Verbrechen und Herstellung von Gerechtigkeit und Sicherheit für die unschuldigen Menschen – insbesondere Frauen und Kinder – einzusetzen.
9. Der Monat Schaban, in dem auch der Geburtstag des Erretters der Menschheit ist, und auch der bevorstehende Monat Ramadan, bieten eine gute Gelegenheit, den Muslimen und Nicht-Muslimen, die spirituellen, wissenschaftlichen, mystischen und ethischen Dimensionen des Islams, und auch das logische Handeln der Ahl-ul-Beyt vorzustellen. Veranstaltungen für Frauen und Mädchen in Europa zur Vorstellung der richtigen und logischen Ansichtsweisen der Ahl-ul-Beyt, und auch zur Analyse der abwegigen Ansichtsweisen und takfiristischen und dschihadistischen Bewegungen, gehören zu den wichtigsten Aufgaben – denn, wenn die göttliche Religion richtig vorgestellt wird, kennen alle ihre himmlische und irdische Aufgabe besser. Aus diesem Grund rufen wir alle Aktivistinnen in ganz Europa auf, solche Frauenveranstaltungen in ihren Regionen abzuhalten, und sich auch im europäischen Frauengemeinschaftssystem zu registrieren und ihre Aktivitäten vorzustellen, damit auch sie ihren Beitrag zur Bewegung der Musliminnen und zum Erfahrungsaustausch leisten und aktiv mitmachen.
10. Abschließend bekunden wir erneut unsere Gefolgschaft gegenüber den geehrten religiösen Instanzen, insbesondere den schiitischen Instanzen, und bedanken uns beim Islamischen Zentrum Hamburg (IZH), insbesondere dem Imam der Moschee, Herrn Ayatollah Dr. Reza Ramezani, und den Mitarbeitern, mit deren Mühe und Einsatz diese Versammlung zustande kommen konnte. Möge Gott uns gnädig sein.
Sekretariat der europäischen Ahl-ul-Beyt Gemeinschaft der Frauen
Islamisches Zentrum Hamburg
9. Mai 2017
[1] Al-Tawba, Vers 71