Die vierte Konferenz der Islamisch-Europäischen Union der Schia-Gelehrten und Theologen zum Thema “der Notwendigkeit des weltweiten Friedens und der Ruhe aus islamischer Sicht” wurde über drei Tage hinweg (vom 13. Juli 2015 bis zum 15. Juli 2015) mit der Anwesenheit von über 120 ausgewählten Teilnehmern aus unterschiedlichen europäischen Ländern, wie beispielsweise Deutschland, Schweden, Finnland, Frankreich, Dänemark, Österreich, Großbritannien, den Niederlanden, Italien, Spanien, Portugal und Griechenland abgehalten. In diesem Zusammenhang sollte erwähnt werden, dass Ayatollah Mohammad Javad Fazel Lankarani und Hojatolislam Valmoslemin Morteza Javadi Amoli als besondere Gäste aus Qom (Iran) an dieser Konferenz teilgenommen haben.
Im Rahmen der vierten Konferenz wurden drei öffentliche Diskussionsrunden und drei separate Kommissionen abgehalten und einige Artikel zur Thematik der Konferenz vorgestellt. Die Diskussionsrunden behandelten folgende Themen:
- Die Festsetzung der Mondsichel in den Monaten Ramadan und Shaval (Lösungswege und -vorschläge)
- Die Beziehungen der Muslime und die Notwendigkeit der Approximation des islamischen Volkes
- Moderne Lehrmethoden des Religionsunterrichts für Jugendliche
Außerdem wurden die Kommissionen der vierten Konferenz mit den folgenden Titeln im Rahmen von sechs Sitzungen abgehalten:
- Die Kommission zur Untersuchung von Angelegenheiten der Gelehrten in Europa
- Die Kommission zur Bewahrung und Einforderung der Bürgerrechte der Muslime in Europa
- Die Kommission zur Lösung der Zusammenarbeit und Synergie islamischer Zentren
Das Programm des ersten Konferenztages (Eröffnungszeremonie)
Die Eröffnungszeremonie begann mit der Rezitation von Botschaften erhabener schiitischer Quellen der Nachahmung, unter anderem großartiger Verse der Herren Makarem Shirazi, Safi Golpayegani, Javadi Amoli und Sobhani und wurde mit der Rede des Leiters der Islamisch-Europäischen Union der Schia-Gelehrten und Theologen fortgeführt.
Während der Eröffnungszeremonie erwähnte Ayatollah Dr. Ramezani, Leiter der Islamisch-Europäischen Union der Schia-Gelehrten und Theologen und Imam des Islamischen Zentrum Hamburg e.V. bedeutende Aspekte in Bezug auf die Situation der Muslime und der Analyse der aktuellen Sachlage. Zunächst begrüßte er die Gelehrten und Geistlichen, welche zur Teilnahme an der Konferenz im Islamischen Zentrum Hamburg e.V. aus unterschiedlichen Orten Europas angereist waren und hieß sie willkommen. Im Anschluss äußerte er folgendes: “Die Muslime in Europa erwarten von den Gelehrten zwei Dinge: 1- Ein richtiges und tiefgründiges Verständnis über den Islam und eine akkurate Vermittlung seiner unterschiedlichen Dimensionen an die Menschen. 2- Frömmigkeit und die praktische Beachtung hoch geschätzter moralischer Werte.”
In Bezug auf die Thematik des Friedens und der Sicherheit äußerte Ayatollah Dr. Ramezani folgendes: “Die extremistischen Vorfälle stellen mit ihrer Gewalt auf direkte oder auch indirekte Art und Weise eine Verbindung zum edelmütigen Propheten des Islam (S.A.S.) her, welche keinerlei Übereinstimmung mit der wissenschaftlichen und praktischen Lebensart dieser großmütigen Persönlichkeit und den heiligen Lehren des Islam besitzt. Nach den Auflagen des heiligen Koran stellt der edelmütige Prophet (S.A.S.) nämlich für alle Menschen Barmherzigkeit und Segen dar; ” و ما ارسلناک الاّ رحمةً للعالمین ” ” Und Wir haben dich nur als Barmherzigkeit für die Weltenbewohner gesandt. ” (Al- Anbiya | 21: 107). Leider stellen heutzutage einige Menschen einen neuen Islam vor, welcher in Bezug auf die Verse des heiligen Koran und den Lehren des edelmütigen Gesandten Gottes (S.A.S.) selektive Ansichten besitzt und nicht die gesamte Wahrheit des Islam umfasst. Dieser neue Islam wird auch liberaler Islam genannt.
Einige Menschen können aufgrund ihrer starren und kurzsichtigen sowie monopolistischen Ansichten allein ihre eigenen oberflächlichen Interpretationen akzeptieren und widmen sich der Exkommunikation und Bedrohung anderer Religionen und Glaubensansichten. Unter dem Vorwand moralischer Normen wie beispielsweise dem Jihad, setzen sie diese als Waffe gegen ihre persönlichen Opponenten ein. Aus diesem Grund ist es erforderlich, die wahren Zweige des Islam zu verlesen, damit die Wahrheit der Thematik deutlich wird. Der wahre Islam umfasst Zweige wie beispielsweise die Spiritualität und Moral, die Rationalität, die Mäßigkeit, die Freiheit und die Sicherheit auf wunderbare Art und Weise.”
Ayatollah Mohammad Javad Fazel Lankarani gehörte auch zu den Rednern des ersten Konferenztages. In seinen Reden hob er deutlich hervor, dass eine der Manipulationen böswilliger Menschen darin liegt, zu behaupten, der Islam hätte sich allein mit der Gewalt des Schwertes entwickelt, wobei der allmächtige Gott seinen edelmütigen Gesandten (S.A.S.) im 125. Vers der heiligen Sure An-Nahl deutlich dazu auffordert, die Menschen auf Grundlage des Dialoges und des Austausches einzuladen: ” ادعُ إِلىٰ سَبيلِ رَبِّكَ بِالحِكمَةِ وَالمَوعِظَةِ الحَسَنَةِ ” ” Rufe zum Weg deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung, und streite mit ihnen in bester Weise. ” (An- Nahl | 16: 125). Andererseits besteht der Befehl zum Jihad im Islam zur Erlösung der Schwachen und zur Verteidigung und Bewahrung der Werte.
Zu den weiteren Rednern im Rahmen der vierten Konferenz gehörte auch Hojatolislam Valmoslemin Morteza Javadi Amoli. Er brachte zunächst seine Freude darüber zum Ausdruck, an dieser wissenschaftlichen Konferenz teilnehmen zu dürfen, und äußerte im Anschluss folgendes: “Die Sicherheit stellt, ebenso wie die Gerechtigkeit, eine grundlegende und fundamentale Angelegenheit für die menschliche Gesellschaft dar. Die Universalität gehört zu ihren Eigenschaften, sodass alle Menschen im gleichen Ausmaß und Rahmen vom Recht auf Sicherheit Gebrauch machen dürfen. Eine Diskriminierung in Bezug auf die Sicherheit würde, ebenso wie eine Diskriminierung in Bezug auf die Gerechtigkeit, zu Unsicherheit, Chaos und Anarchie führen.” Er äußerte außerdem folgendes: “Zweifellos profitiert kein Mensch von Unsicherheit, außer Diktatoren, Opportunisten und profitgierige Menschen.
Man sollte der Tatsache Beachtung schenken, dass die Erwartung einer Sicherheit abwegig erscheint, solange nicht die Quellen und Ursachen der Unsicherheit erkannt und bekämpft wurden. Unsicherheiten und Maßnahmen gegen die Sicherheit werden generell von Menschen ergriffen, die sich dem Ende ihrer Existenz nicht bewusst sind und keinen akkuraten Glauben an religiöse Lehren besitzen. Die sicherste Wahrheit, welche die Menschen vor Unsicherheit bewahren und erlösen kann, liegt im wahrhaftigen Glauben an eine Quelle, aus der alles begann und welche das Verhalten der Menschen stets beobachtet und beaufsichtigt. Es ist offensichtlich, dass ein solcher Glaube allein in den religiösen Zentren entsteht. Klöster, Kirchen, Synagogen und Moscheen vertreten in diesem Zusammenhang den größten Teil bei der Entstehung eines solchen Glaubens. Aus diesem Grund scheint es, dass zur Entstehung von Sicherheit und der Gründung von Ruhe keine erhabenere Würde bestanden hat und auch bestehen wird, als die Bildung und Gründung solcher Zentren.”
Das Programm des zweiten Konferenztages
Am morgen des zweiten Konferenztages wurde jede einzelne der drei vorgesehenen und geplanten Kommissionen auf getrennte Art und Weise abgehalten und im Anschluss konnten die Teilnehmer mit ihrer Anwesenheit im Konversationssaal der Religionen und Glaubensansichten des Islamischen Zentrum Hamburg e.V. an der ersten öffentlichen Diskussionsrunde der Konferenz mit dem Titel ” Die Festsetzung der Mondsichel in den Monaten Ramadan und Shaval, Lösungswege und -vorschläge” teilnehmen. In dieser Diskussionsrunde, an der Ayatollah Mohammad Javad Fazel Lankarani anwesend war, wurden Thematiken in Bezug auf die Sichtungsmöglichkeit der Mondsichel mithilfe astronomischer Werkzeuge und auch der Tatsache, dass die Tage des heiligen Fastenmonats im Sommer so unglaublich lang sind, vor allem in Ländern, die näher an den Polen liegen und Lösungswege zur Erleichterung des Fastens gläubiger Menschen in diesen Regionen diskutiert, untersucht und analysiert.
Am Nachmittag des zweiten Konferenztages wurde die Diskussionsrunde ” Moderne Lehrmethoden des Religionsunterrichts für Jugendliche ” mit der Anwesenheit der verehrten Sachverständigen Herren Dr. Razavi Rad, Dr. Jazari, Dr. Torabi, Waldmann und Fartousi abgehalten. Folgende Themen zählten zu den bedeutendsten Aspekten, welche in der Diskussionsrunde angesprochen wurden:
- Die Erlernung und Beherrschung der einheimischen Sprache der Region ist für einen besseren Verbindungsaufbau mit der jungen Generation erforderlich.
- Die Abhaltung von Veranstaltungen in Bezug auf “Fragen und Antworten” zur Klärung von Zweifeln seitens junger Menschen zählt zu den erforderlichen Aspekten.
- Die Erweiterung und der Ausbau von Kultur- und Lernprogrammen, welche auf junge Mädchen abgezielt sind.
- Die Lehrprogramme für junge Menschen sollte von kulturellen Unterhaltungs- und Wettbewerbsprogrammen begleitet werden.
- Die Redetexte und Äußerungsmethoden sollten für die junge Generation nachvollziehbar sein.
- Der Aufbau eines Spiel- und Unterhaltungsraumes in den Moscheen und Kulturzentren für die Attraktion von Kindern und Jugendlichen zählt heutzutage zu erforderlichen Prioritäten.
- Das Freitagsgebet gehört zu den bedeutendsten Werbetribünen und stellt eine geeignete Gelegenheit zur richtigen Vorstellung und Vermittlung des Islam an Jugendliche dar.
- Die heutige Zeit zählt zur Ära der Informationstechnik und die Missionare müssen die erforderlichen Informationen nutzen können.
- Die Lehr- und Erziehungsmethoden müssen dem Alter der Zielgruppe angepasst und auf dieser Grundlage konzipiert und ausgeführt werden.
- Der Missionar sollte in seiner Rede keinen Monolog führen und nicht der einzige Sprecher sein.
Das Programm des dritten Konferenztages
Die Programme des dritten Konferenztages begannen mit der Diskussionsrunde unter dem Titel ” die Notwendigkeit der Approximation des islamischen Volkes, die bestehenden Lösungswege und Herausforderungen”. In dieser Diskussionsrunde, dessen Leitung Hojatolislam Valmoslemin Khademi übernommen hatte, wurde die Frage aufgeworfen, ob es überhaupt eine Approximation zwischen Religionen und Glaubensansichten geben kann oder nicht. Zu den bedeutendsten Thematiken, welche in dieser Diskussionsrunde angesprochen wurden, zählen folgende: Der Fähnrich der Approximation unter den islamischen Glaubensrichtungen war Ayatollaholozma Boroujerdi und nach ihm seine Exzellenz, Imam Khomeyni, und nun auch Ayatollaholozma Khamenehei. Nun stellt sich die Frage, was genau mit Approximation gemeint ist? Einige können kein richtiges Verständnis über diese Thematik besitzen und sehen aus diesem Grund die Approximation als Verschmelzung der Grundlagen an. Dies ist aber nicht richtig.
Die Basis der Approximation liegt zunächst darin, zu bekennen, dass der Islam eine Kollektivität besitzt. Der heilige Koran hat die Approximation in Bezug auf die Leute der Schrift auch offenbart. Der zweite Aspekt liegt darin, dass wir uns gegenseitig Respekt entgegen bringen müssen. Der dritte Aspekt liegt darin, dass wir erkennen müssen, das ein Austausch und Dialog den einzigen Lösungsweg für Probleme und Streitigkeiten darstellt. Viertens müssen wir akzeptieren, dass wir zusammenarbeiten und verhandeln müssen. Zweifellos gehört die Approximation zu den Bedürfnissen der heutigen islamischen Gesellschaft zur Erlangung der gemeinsamen Ziele, welche von allen Muslimen akzeptiert werden.
In Bezug auf die Hindernisse der Approximation sollte man auch folgendes sagen: Das erste Hindernis liegt in der Bildung von Gruppierungen. Das zweite Hindernis liegt im Nationalismus und Rassismus. Das dritte Hindernis liegt in der Unterdrückung der Meinungs- und Glaubensfreiheit. Das vierte Hindernis bildet die Gottlosigkeit und moralische Hinterhältigkeit. Der ISIS kann in diesem Zusammenhang als Paradebeispiel dienen und erwähnt werden. Das fünfte Hindernis bildet die Ignoranz und Unwissenheit. Das sechste Hindernis liegt in kulturellen Konflikten. Das siebte Hindernis bildet der Gegensatz von zwei Linien der Abhängigkeit von Fremden und der Konfrontation mit böswilligen Menschen und Feinden. Das achte Hindernis liegt in den Intrigen der Feinde des Islam. Das neunte Hindernis liegt in der Beleidigung gegenseitiger Heiligtümer, also sowohl seitens radikaler Schiiten als auch seitens einiger Sunniten. Wir müssen uns der Tatsache bewusst sein, dass die Vorfälle in Bezug auf Beleidigungen gegenseitiger Heiligtümer eine organisierte Thematik darstellen.
Abschlusssitzung
Zum Schluss des Programms des dritten Konferenztages wurde eine besondere Abschlussveranstaltung abgehalten. Bei dieser Veranstaltung wurde die Abschlussrede der vierten öffentlichen Konferenz der Islamisch-Europäischen Union der Schia-Gelehrten und Theologen von Hojatolislam Valmoslemin Dr. Torabi, Leiter der Islamischen Akademie Deutschland e.V., in zehn Paragraphen vorgetragen . Im Anschluss wurde die Veranstaltung mit der Rede des Vorstands der Islamisch-Europäischen Union der Schia-Gelehrten und Theologen und einem Gruppenfoto als Erinnerung abgeschlossen.