Hojjatoleslam Dr. S. M. N. Taghavi
Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen.Lobpreis gebührt Gott, dem Herrn der Welten, und Lobpreis gebührt Gott, Dessen Entscheidung niemand abwenden und Dessen Gabe niemand verhindern kann. Niemand kann es Ihm in der Gestaltung der Dinge gleichtun, und Er ist der Großmütige, der Allumfassende.“ (Beginn des Bittgebets für den Tag von þArafat von Imam ¼usayn, a.s.). Sein Frieden und Segen seien mit unserem Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm), seinen reinen Nachkommen (Friede sei mit ihnen) und seinen rechtschaffenen Gefährten.Ich rate mir selbst und Ihnen zu Frömmigkeit und Gottesfurcht. Frömmigkeit und das Erreichen der Ziele Der Mensch hat stets den Wunsch, das zu erreichen, was er für sich selbst als wichtig ansieht; er möchte zu seinem vorgestellten Endziel gelangen. Das Erkennen dieser Ziele ist eine wichtige Aufgabe, denn es versteht sich von selbst, dass jemand, dessen Leben von oberflächlichen Zielen bestimmt ist, sein Leben verpasst. Ein Ziel, das möglicherweise mit vielen Schwierigkeiten einhergeht und zugleich keinen besonderen Wert hat, führt dazu, dass der Mensch sein Leben verpasst. Wie in der Ansprache Nr. 183 in der Nahºu-l-BalÁ™a steht, sind Zeichen für Gottesfurcht und Frömmigkeit, dass der Mensch erstens bei der Identifizierung der wertvollen Ziele nicht unsicher wird und die richtigen Ziele für sich selbst auswählt. Seine Frömmigkeit hilft ihm also, sinnlose von wertvollen Zielsetzungen zu unterscheiden. Der Mensch wird mit Hilfe der Gottesfurcht und Frömmigkeit vor den Gefahren der Irrwege und unsinnigen Dinge bewahrt. Zweitens wird der Menschen dadurch seine wertvollen Ziele, die einem frommen Menschen angemessen sind, erreichen. In der genannten Ansprache heißt es: „Ihr sollt wissen, dass Gott demjenigen, der fromm und gottesfürchtig ist, einen Weg aufzeigen wird, so dass er vor dem Irrweg und der Verirrung gerettet wird. Er wird ein Licht vor sich und Einsicht haben und dadurch vor der Finsternis und Dunkelheit gerettet werden und sein wertvolles Ziel erreichen. Er wird sein Ziel und das, was in seinem Interesse ist, auf herrliche Weise erlangen.“ Es gibt keine größere Gnade Gottes, als in Schwierigkeiten und Finsternis mit der Hilfe Gottes sein Ziel zu erreichen und vor dem Weg der Verwirrung und des Irrtums gerettet zu werden. Das sind die Früchte von Gottesfurcht und Frömmigkeit, und dieses Ziel kann man im Leben bequem erreichen. Wir hoffen, dass Gott uns allen diesen Erfolg schenkt, und dass wir alle diese Gnade erlangen können. Zusammenfassung der bisherigen Diskussion In den letzten Ansprachen war die Toleranz unser Thema, und wir haben in diesem Zusammenhang über die Überlieferungen gesprochen, die eine schädliche und unangebrachte Toleranz thematisieren. Wir haben gesagt, dass ebenso, wie es aus der Sicht des Heiligen Qur’an in bestimmten Fällen eine negative und schädliche Toleranz gibt, auch in den Überlieferungen von schädlicher und negativer Toleranz die Rede ist. Sowohl der Heilige Qur’an wie auch die Überlieferungen nennen Fälle, in denen Toleranz negativ und schädlich ist, beispielsweise wenn die Wahrheit versteckt wird. In einem Fall, in dem die Unwahrheit sich als Wahrheit präsentieren will, ist Toleranz nicht angebracht, sondern vielmehr schädlich und negativ. Negative Wirkungen der Intoleranz aus Sicht der Überlieferungen Viele Überlieferungen betonen die Wichtigkeit der Toleranz und beschäftigen sich mit deren Auswirkungen wie auch jenen der Intoleranz. Einige der daraus hervorgehenden Punkte werden nachfolgend genannt. 1. Schlechtes ErgebnisVon Imam Ali (a.s.) wurde überliefert: „Wer sich mit Hilfe der positiven Dimension der Toleranz verbessert, den werden die negativen Folgen von Intoleranz nicht bestrafen.“ (³urar al-¼ikam). 2. Konfrontation mit UnannehmlichkeitenImam ¹awÁd (a.s.) hat hervorgehoben: „Wer sich in seinem Leben Toleranz nicht zum Ziel setzt, dem werden sich Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten nähern.“(Bi½Ár al-AnwÁr, Bd. 78, S. 364). Ein unangenehmes Zeichen dafür, dass man sein Ziel nicht erreichen kann, zeigt sich z. B. wenn jemand bei den anderen Menschen beliebt sein möchte, dieses Ziel aber nicht erreichen kann, weil er selbst nicht tolerant und nachsichtig ist. Selbst wenn er über Untertanen herrschen kann, wird er sein Ziel dennoch nicht erreichen. Imam Ali (a.s.) sagte in diesem Zusammenhang: „Wer seinen Untergebenen gegenüber nicht tolerant ist, wird sein Ziel nicht erreichen.“ (³urar al-¼ikam). Er wies weiter darauf hin: „Wer den Höherstehenden gegenüber nicht tolerant ist, wird sein Ziel nicht erreichen.“ (³urar al-¼ikam).3. Fehlende Toleranz führt zum RuinIn einem von Imam ÆÁdiq (a.s.) überlieferten Ausspruch heißt es: „Intoleranz verursacht den Untergang einer Person oder sogar einer Gesellschaft.“ Unter den Qureisch gab es z. B. kleinere Gruppierungen, die intolerant wurden und letztlich verschwunden sind, obgleich ihre Vorfahren keine Probleme hatten. Andererseits gab es auch Stämme, die Toleranz und Nachsicht übten und bestehen blieben. Von Imam ÆÁdiq (a.s.) wurde auch dieser Ausspruch überliefert: „Wer sich mit anderen Menschen nicht intensiv auseinandersetzt, den werden die Menschen in Ruhe lassen.“ (Bi½Ár al-AnwÁr, Bd. 75, S. 53). 4. Schwierigkeiten im Leben und im Hinblick auf den LebensunterhaltEinige Überlieferungen stellen fest, dass derjenige, der in seinem Leben intolerant ist, mit Schwierigkeiten konfrontiert wird. So sagte z. B. Imam Ali (a.s.): „Wer in seinem Leben intolerant ist und nicht verzeihen kann, der wird viele Probleme haben.“ (³urar al-¼ikam). 5. Fernbleiben von GnadenDer Prophet des Islam (s.a.s) sagte: „Mit Toleranz gelangt man zu Gnaden, und das Gegenteil hält von Gnaden fern.“ (UÈÚl al-KÁfÍ, Bd. 2, S. 119; Nahºu-l-BalÁ™a). Abschließend möchte ich mein tiefes Bedauern über die Situation in Gaza zum Ausdruck bringen. Es sind Ereignisse, die das Herz eines jeden freien Menschen traurig machen. Seit zwei Wochen werden unschuldige Menschen, darunter viele Kinder und Frauen, angegriffen. Die Angriffe haben mit dem Neujahr der Christen begonnen und an einem Samstag, dem Tag, der den Juden heilig ist und an dem sie weltlichen Dingen nicht nachgehen dürfen. An diesem Tag wurden Bomben auf unschuldige Kinder, Frauen und Männer geworfen. Kinder, die wie Millionen von Kindern in anderen Ländern den Beginn des neuen Jahres gefeiert haben. Diese Kinder möchten ein friedliches und sicheres Leben haben, aber sie werden mit Bomben beworfen, verletzt und getötet. Ist es nicht mehr als bedauerlich, dass es keine internationale Institution gibt, die in einer solchen Situation Krieg und Blutvergießen verhindern kann? Der Baum von internationalen Institutionen wie der UNO wurde gepflanzt, damit dieser Baum die Früchte von Frieden und Sicherheit trägt. Doch wir müssen feststellen, dass in solchen Fällen selbst derartige Organisationen nur ein Mittel in den Händen der Weltmächte ist. Was soll man von solchen Organisationen bei derartigen Ereignissen erwarten? Wir hoffen, dass der Krieg, die Gewalt und das Blutvergießen ein schnelles Ende finden und Frieden, Sicherheit und Freundschaft herrschen werden. Wir hoffen auf diesen Tag. Wir hoffen, dass die internationalen Organisationen sich um eine Lösung dieses Problems bemühen und die Tränen und das Leid dieser Menschen schnell zum Ende kommen. Wir hoffen, dass Gott uns allen hilft, dass das neue Jahr gemäß dem christlichen und dem islamischen Kalender für alle Menschen ein Jahr voller Frieden und Freundschaft sein wird. Und der Friede sei mit euch und die Gnade Gottes und Seine Segnungen.