Am 13. Radschab/16. Juli 2008 wurde im Islamischen Zentrum Hamburg des Geburtstages von Imam Ali, dem Namensgeber der Moschee, gedacht. Abgesehen von den Teilnehmern an der Zeremonie der inneren Zurückgezogenheit, nahmen aus diesem Anlass Hunderte von Muslimen an der Festveranstaltung teil, die mit einer Lesung aus dem Heiligen Qur’an begonnen wurde.
Herr Ayatollah Seyyed Abbas Hosseini Ghaemmaghami, der Leiter des Islamischen Zentrums Hamburg, beleuchtete in seinem Vortrag die besonderen Leistungen Imam Alis im Hinblick auf die Erläuterung und Interpretation der Verse des Heiligen Qur’an nach dem Propheten des Islam (s.a.s.), die von allen islamischen Konfessionen und Schulen bestätigt werden. Ayatollah Ghaemmaghami zitierte einige Überlieferungen von Prophet Muhammad aus sunnitischen Schriften, in denen die persönliche und wissenschaftliche Auszeichnung Imam Alis beschrieben und bestätigt werden. Imam Ali lehnte das „Imamat“ als Ursache für eine Trennung zwischen den Rechtsschulen ab und betonte im Gegensatz dazu den Einheit und Gemeinschaft generierenden Charakter dieser Institution. Der Leiter des Islamischen Zentrums führte über das Imamat als dem wichtigsten konstituierenden Grundelement der schiitischen Glaubensrichtung weiter aus, dass die reduzierende Darstellung des Imamats auf eine politische Interpretation verhindert habe, dass viele Muslime die wahre vieldimensionale Bedeutung erkennen konnten. Das Imamat thematisiert die Interpretation der Offenbarung und heiligen Quellen – ein Thema, das alle Religionen betrifft. Das Imamat ist zudem eine Rechtssschule, in der die Mechanismen und die Methodik des Verständnisses und der Interpretation der Offenbarung erörtert werden, mit allen daraus resultierenden sozialen und politischen Implikationen, aber ohne politische Identität. Aus diesem Grund haben sich die schiitischen Imame wie z. B. Imam Baqer (a.s.), Imam Sadeq (a.s.) oder Imam Reza (a.s.) ungeachtet der positiven politischen Gegebenheiten, die ihnen eine Machtergreifung leicht ermöglicht hätten, niemals in dieser politischen Richtung engagiert und sich stattdessen der Erörterung und Interpretation der Grundprinzipien und Mechanismen des Verständnisses von Qur’an und Sunna gewidmet. Die wichtigste Botschaft des Imamats besteht darin, dass die Interpretation der Offenbarung ein stetiger und kontinuierlicher Prozess ist, wenngleich Prophetentum und Offenbarung abgeschlossen sind. Selbstverständlich muss einer solchen Interpretation nicht nur Methodik, sondern auch Vernunft zugrunde liegen, damit sie ein Garant für die historische Fortdauer der Religion sein und deren substanzielle Mäßigkeit und Vernunft schützen kann.