Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen.Lobpreis sei Allah, dem Gepriesenen und Erhabenen, dem Herrn der Welten, und Sein Frieden und Segen seien mit unserem Propheten Mohammad (Friede sei mit ihm), seinen reinen Nachkommen (Friede sei mit ihnen) und seinen rechtschaffenen Gefährten. Man kann Prophet Mohammad (Friede sei mit ihm und seinen Nachkommen) mit vielen guten Eigenschaften beschreiben, und vielleicht ist sein wichtigstes und bedeutendstes Merkmal, dass man ihn nicht mit einer einzigen guten Eigenschaft beschreiben kann. Die Vervollkommnung des Menschen ist das Ergebnis und die Auswirkung einer Vielzahl besonderer positiver Eigenschaften, und der Mensch kann mit nur einer einzigen angesehenen Eigenschaft niemals den idealen Punkt der Vervollkommnung erreichen. Wenn wir davon ausgehen, dass eine einzige Eigenschaft den Menschen vorstellen soll, und diese Eigenschaft die Vervollkommnung des idealen Menschen sein soll, dann ist diese Eigenschaft nichts anderes als Vervollkommnung und Ebenmaß, d. h. dass man eine Menge von angesehenen Eigenschaften, die zum Gleichgewicht des Menschen führen, innehat. Demut ist die angesehenste besondere Eigenschaft des Menschen. Kann diese Eigenschaft ein Garant für das Erreichen von Vervollkommnung sein? Demut alleine bedeutet nur Demut und nichts anderes. Kann man Demut aufgrund von Schwäche und Unfähigkeit als Wert und Tugend ansehen? Oder kann man Demut als Wert und Tugend ansehen, wenn sie die Diskriminierung des Menschen und die Verneinung seiner Würde und Persönlichkeit verursacht? Auch Tapferkeit ist eine der angesehensten menschlichen Eigenschaften. Aber können wir die Tapferkeit allein als einen Wert und eine Tugend im Menschen anerkennen und die anderen menschlichen Eigenschaften ignorieren? Mut, der auf Irrationalität und Gewalttätigkeit basiert, ist ebenfalls ein Produkt der Tapferkeit; kann man diese Eigenschaft alleine also als menschlichen Wert annehmen? Das Urteil über andere menschliche Werte und Tugenden fällt gleichermaßen aus. Deshalb ist ein idealer Mensch, wer alle angesehenen Eigenschaften in ausgewogenem Maße in sich hat und nicht nur eine dieser Eigenschaften alleine. Anders gesagt ist der ideale Mensch ein Mensch mit innerem Gleichgewicht, d. h. ein Mensch, der es geschafft hat, eine Vielzahl von Werten und menschlichen ethischen Tugenden in einem harmonischen Gleichgewicht zu verinnerlichen. Seine internalisierten Eigenschaften und Werte bewirken einen Gleichklang und friedlichen Umgang mit sich selbst. Aus diesem Grund darf man niemals nur eine von den vielen Dimensionen der Persönlichkeit und des Lebens eines idealen Menschen als Maßstab für die Kenntnis und ein Urteil über ihn heranziehen, sondern dafür bedarf es einer umfassenden und vielseitigen Kenntnis von allen Dimensionen der besonderen Persönlichkeit und des Lebenswandels dieses Menschen. Diejenigen, die mit der Lebensweise und dem Leben von Prophet Mohammad vertraut sind, haben ihn mit guten Eigenschaften gewürdigt. Unter diesen guten Eigenschaften sind einige Eigenschaften, die ihn deutlicher als andere beschreiben. Der vollkommene Mensch ist eine von diesen Eigenschaften, d. h. er hat die ideale Vervollkommnung des Menschen erreicht. Der vollkommene Mensch ist das Ergebnis aller guten, schönen und vollendeten Eigenschaften des Menschen. Grundsätzlich bestehen das besondere Merkmal und die Kunst des Menschen darin, dass er gute Eigenschaften in Gleichgewicht und Harmonie bringen kann, und das ist eine der wichtigsten Lehren von Prophet Mohammad. Das ist zugleich auch das Geheimnis von der Kenntnis der Persönlichkeit des letzten göttlichen Gesandten, eines Gesandten Gottes, der auf alle Dimensionen der Persönlichkeit, Bedürfnisse und natürlichen Rechte des Menschen eine Antwort geben kann. Er betont die Freiheit als menschliche Substanz und verpflichtet gleichzeitig alle, die Rechte der anderen zu berücksichtigen. Die Freundschaft und enge Beziehung zu den Menschen und zu Gott führt an einen Punkt, über den hinaus keine engere Beziehung vorstellbar ist. Er stellt den Menschen als Stellvertreter Gottes vor, der alle göttlichen Eigenschaften haben kann und der zu Gott keinen Abstand hat. Diese Stellung sieht er als geeignet an für den Menschen, der den menschlichen Werten und der menschlichen Substanz treu bleibt, aber nicht für jemanden, dessen Menschlichkeit auf eine Bezeichnung und äußere Erscheinung beschränkt ist und keine ethischen und menschlichen Werten in sich birgt. Im letzteren Fall mahnt Mohammad diese äußere Gestalt des Menschen vor göttlicher Bestrafung, um damit im Menschen das Streben nach und Festhalten an Menschlichkeit und Rückkehr zu menschlichen Werten lebendig und aktiv zu erhalten. Schon bevor er zum Propheten berufen wurde, hat Mohammad in der Gesellschaft der damaligen Arabischen Halbinsel, in der List, Betrug und Mord an der Tagesordnung waren und die Menschen nicht einmal den nächsten Verwandten vertrauten, aufgrund seiner guten Eigenschaften wie z. B. Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit das Vertrauen aller gewonnen. Deshalb war er als „Mohammad al-amÍn“, d. h. „Mohammad, der Vertrauenswürdige und Zuverlässige“ bekannt. Auch Gott hat ihn im Qur’an für seine großartigen moralischen Eigenschaften geehrt: „Und du verfügst wahrlich über großartige Tugendeigenschaften.“ (Sure al-Qalam, Vers 4). Er selbst hat sein Ziel und sein Prophetentum als Vervollständigung der moralischen Werte vorgestellt: „Wahrlich ich wurde entsandt, um die Moral zu vervollkommnen.“ Bedauerlicherweise gibt es keine zuverlässigen deutschsprachigen Quellen über die Lebensweise des Propheten des Islam und sein wahres Gesicht, und das ist der Grund, warum Prophet Mohammad 15 Jahrhunderte später in der Welt, und insbesondere in der westlichen Welt, zwar bekannt aber nicht erkannt ist. Er selbst hat als Ziel seines Prophetentums die Vervollkommnung der moralischen Werte genannt, die in der damaligen materialistischen Gesellschaft und auch im Laufe der Geschichte die größte Gabe und Botschaft für die Menschheit war. Deshalb wird Mohammad als der Prophet der Moral bezeichnet. In einer unmoralischen und materialistischen Gesellschaft werden bestenfalls Gesetz und Recht die Unordnung und den Aufstand der Menschen im Streben nach Mehr, das aus ihrem Inneren hervorgeht, kontrollieren. In einer moralischen Gesellschaft hingegen wird das Innere des Menschen und sein Streben nach Mehr kontrolliert und ihm deutlich gemacht, dass auch die anderen Rechte haben. Mohammad hat mit seinen guten Eigenschaften viele Menschen begeistert, und sein Name bedeutet „hochgepriesen“. Er selbst hat jedoch niemals erlaubt, in eine übertriebene Begeisterung zu verfallen oder in ihm eine Art „Supermensch“ zu sehen. Das Endziel der Vervollkommnung sah er im wahren Menschsein, und er lehrte, dass der Abstand zwischen Gott und Mensch sogar verschwinden kann, wenn der Mensch ein wahrhaftiger Mensch ist. Gott fordert ihn im Qur’an wiederholt auf, den Menschen zu verdeutlichen: „Ich bin nur ein Mensch wie ihr“ (Sure al-Kahf, Vers 110), wie auch der Qur’an sagt: „Ihre Gesandten sagten zu ihnen: ‚Wir sind nur Menschen wie ihr’…“ (Sure IbrÁhim, Vers 11). Eben diese Betonung Mohammads auf die menschlichen Werte einerseits und sich andererseits jeder Form von Übertreibung seitens seiner Anhänger fernzuhalten, haben bewirkt, dass ungeachtet aller Abweichungen, die es in allen Religionen und Konfessionen im Laufe der Geschichte gegeben hat, im Islam bis heute kein Mensch und keine Gruppe sich erdreistet haben, Mohammad einen übermenschlichen Status oder eine Art „göttlichen“ Status zuzuschreiben. „Ich bin der Diener und Gesandte Gottes, und ich verlange von meinen Anhängern mich nicht als etwas Übermenschliches anzusehen.“ (Æa½Í½ Muslim, ¼adÍÝ 529) Mohammad war ein Mensch – ein vollkommener Mensch -, und sein Lebenswandel ist eine Rechtleitung für die Vervollkommnung eines jeden Menschen, der diese erstrebt, wie Gott im Qur’an sagt: „Wahrlich, ihr habt am Gesandten Gottes ein schönes Vorbild…“ (Sure al-A½zÁb, Vers 21)„…Und was euch der Gesandte gibt, das nehmt an; und was er euch untersagt, dessen enthaltet euch…“ (Sure a-¼aÊr, Vers 7). Mit diesem Vorwort haben wir eine kurze Zusammenfassung von den äußerlichen Eigenschaften und Verhaltensweisen und inneren spirituellen Eigenschaften und Werten des Propheten des Islam gemäß der Beschreibung durch seine Gefährten und Anhänger gegeben, in der Hoffnung, dass dies ein Anfang sein möge, dass wir selbst uns seine Eigenschaften zu Eigen machen. Die Gestalt des Propheten Der Gesandte Gottes (s.a.s.) erschien jedem, der ihn gesehen hat, als großartig und freundlich. Er war aus der Sicht eines jeden Menschen liebenswert und geschätzt. Er war weder dünn noch dick, seine Augen waren groß und schwarz und er hatte insgesamt gesehen eine harmonische Erscheinung. Er war durchschnittlich groß, seine Augenbrauen waren zusammengewachsen, und er hatte hohe Wangenknochen. Lange Wimpern, ein voller Bart, lange Haare, leuchtend weiße Zähne, die etwas auseinander standen und ein rundes Gesicht gehörten zu seinen Merkmalen. Er war ziemlich kräftig, hatte breite Schultern und ging stets sehr ruhig und gelassen. Beim Gehen richtete er den Blick immer nach vorne, und sein Gang war sehr angenehm. Seine Gegenwart war für die anderen Menschen stets sehr angenehm und geschätzt. Wenn er irgendwo vorbei ging, hing der Duft seines Parfüms in der Luft, und so wusste jeder, dass er vorbeigegangen sein musste. Seine Augenbrauen waren geschwungen, sein Mund war durchschnittlich groß und niemals starrte er jemanden an, sondern schenkte ihm flüchtige Blicke. Wenn er jemanden sah, grüßte er sogleich. Er schien immer in Gedanken versunken zu sein; oft schwieg er und ergriff nur das Wort, wenn es nötig war. Seine Rede brachte er stets voller Ruhe vor, und auch wenn er nur wenige Worte sprach, so war seine Rede doch vollständig. Er hatte ein nettes Wesen und behandelte niemanden ungerecht, noch schaute er herablassend auf andere. Jede noch so geringe Gnade erschien ihm groß. Jedes Essen nahm er dankbar an und kommentierte es mit Höflichkeiten. Eigene Unannehmlichkeiten haben ihn niemals wütend gemacht, aber wurde er Zeuge einer Ungerechtigkeit, wurde er sehr wütend. Bei der Verteidigung der Gerechtigkeit kannte er keine Angst vor nichts und niemandem. Beim Reden faltete er seine Hände, und wenn er jemanden bestraften musste, wandte er sich zornig ab. Auf seinem Gesicht war immer ein Lächeln zu sehen. Wenn er nach Hause ging, unterteilte er seine Zeit in drei Abschnitte: ein Teil war der Anbetung und dem Gebet vorenthalten, einen Teil widmete er seiner Familie, und der dritte Teil war für sich selbst, in dem er sich mit den Angelegenheiten der Menschen beschäftigt hat. Er hat jeden dessen Wissen von der Religion und Moral entsprechend geehrt. Er hat jede gute Tat belohnt und begrüßt und jede schlechte Tat verurteilt. In allen Lebensbereichen übte er Mäßigkeit und orientierte sich am goldenen Mittelweg. Er hat nie an einer Zusammenkunft teilgenommen, ohne dabei an Gott zu denken. Wenn er zu einer Versammlung kam, setzte er sich an den ersten freien Platz und beanspruchte keinen besonderen oder bestimmten Platz für sich. Freundlichkeit und Ruhe bestimmten sein Verhalten, und drei Eigenschaften hat er stets vermieden: Streitigkeiten, überflüssiges Gerede und andere zu tadeln und deren Fehler zu suchen und aufzuzeigen. Er sprach mit angenehmer Stimme und fesselte das Interesse der Zuhörer. Er sagte gewöhnlich: Ich bin gekommen, um die Moral zu demonstrieren.“ Sein Verhalten war das beste Verhalten, und er gehörte zu den tapfersten und freigiebigsten Menschen. Er hatte ein eher beschauliches Wesen, und man konnte ihm anmerken, wenn ihm etwas missfiel oder er es ablehnte. Er war ruhig und hat immer gesagt: „Die Geduld ist im Verhältnis zum Glauben wie der Kopf zum Körper.“ Die materiellen Dinge dieser Welt reizten ihn nicht, und wen Gott zum Feind erklärte, den erklärte auch er zu seinem Feind. Was Gott als nichtig erklärte, das sah auch er als nichtig an, d. h. mit seinem innersten Herzen war er fern vom Diesseits und hatte keinerlei Interesse daran. Auf das Diesseits gerichtete Gedanken fanden in seinem Herzen und Wesen keinen Platz. Im Gebet fürchtete er Gott so sehr, dass er mit seinen Tränen seinen Gebetsteppich tränkte, obwohl er keine Sünde begangen hatte. Er war großzügiger als alle anderen Menschen, aufrichtig und treu. Wenn es um diesseitige Angelegenheiten des Lebens ging, erfassten ihn weder Angst noch Unruhe. Er hat sich zu den Bedürftigen gesellt und mit ihnen gegessen, den Wissenden erwies er besondere Achtung, und pflegte Umgang mit den Menschen, die einen guten Ruf genossen. Zu allen war er gütig und verbrachte keinen Augenblick seines Lebens nutzlos, sondern nutzte jede Gelegenheit als ein wahrer Diener Gottes. Es dauerte länger als bei den meisten Menschen, bis er zornig wurde, und schneller als die meisten wurde er auch zufrieden gestellt. Er war stets freundlich und meinte es mit allen Menschen gut und unterstützte sie. Ernsthaftigkeit prägte sein Wirken, und jeden, dem er begegnete, grüßte er, ungeachtet ob jener arm oder reich, klein oder groß war. Er hat immer betont, dass jemand, der sein Haus verlässt, um seinen Bruder zu besuchen, sich dafür vorbereiten und sich schön machen soll, und das hat er selbst auch getan. Vollständigkeit und auch Behändigkeit kennzeichneten seine Gebete. Nie hat jemand von ihm etwas erbeten, was er verweigert hätte. Niemals hat er jemandem etwas gesagt, das diesem missfallen oder ihn beleidigt hätte. Mit Achtung und Respekt begegnete er allen Menschen und stellte sie damit zufrieden. Er lehnte es ab, dass andere sich erhoben, wenn er einen Raum betrat, und war für seine Vertrauenswürdigkeit und seine Verlässlichkeit in Versprechen bekannt. Seine Kleidung war größtenteils weiß, und für seinen Lieblingsduft, Moschusparfüm, gab er mehr aus als für seine Nahrung. Er war der erste, der mit dem Essen begann, und der letzte, der damit aufgehört hat, denn er wollte, dass seine Gäste das Essen in Ruhe genießen sollten, und er hat sich niemals über das Essen beschwert. Den Trauernden sprach er sein Beileid aus, Kranken stattete er Besuche ab, und auch an Beerdigungen hat er teilgenommen. Vor jedem Gebet putzte er seine Zähne, und die Anzahl seiner zusätzlich verrichteten empfohlenen Gebete war doppelt so hoch wie die Anzahl der Pflichtgebete. Mit Ungeduld erwartete er die Gebetszeit und achtete auf deren Einhaltung, denn nichts war wichtiger als das Gebet. Wenn es zu regnen begann, stellte er sich in den Regen, damit seine Haare und sein Bart nass wurden. Er erklärte die Verrichtung von zwei Gebetseinheiten bei der Morgendämmerung für sich selbst als wertvoller als das Diesseits und das Jenseits. An jedem ersten Donnerstag eines Monats, an jeden Mittwoch in der Monatsmitte und an jedem letzten Donnerstag eines Monats fastete er, und er erklärte, wenn jemand so faste, sei es, als habe er sein Leben lang gefastet. Wenn er traurig war, fand er Ruhe im Gebet und Fasten, und er hat Gott um Verzeihung gebeten. Niemals hat er einen Bettler abgewiesen; wenn er etwas zu geben hatte, gab er es weg, und wenn er nichts hatte, dann wünschte er dem Bittenden, dass Gott ihm geben möge. Wahres Menschsein, so erklärte er, zeige sich im Verzeihen für denjenigen, der ungerecht zu uns war. Nichts war für ihn wichtiger als die Qur’anrezitation, und beim Bittgebet erhob er seine Hände nach oben gen Himmel. Er hat sich nicht gesetzt und ist nicht aufgestanden, ohne an Gott zu denken. Alle rassischen und ethnischen Vorurteile hat er für ungültig erklärt, und zwischen zwei Menschen niemals einen Unterschied gemacht. Muslime und Nichtmuslime hatten in seiner Sicht die gleichen Rechte. Als er einmal am Begräbnis eines Juden teilnahm, beklagten sich seine Gefährten, weil der Tote doch Jude gewesen sei. Und der Prophet antwortete ihnen: „Er war kein Muslim, aber war er denn kein Mensch?“ Immer wieder hat er betont, dass sich kein Mensch über andere Menschen stellen darf. Alle Menschen, gleich welcher Rasse oder ethnischen Abstammung sie angehören, haben alle einen Vater und eine Mutter, nämlich Adam und Eva, und alle sind gleich. Güte gegenüber den anderen hat er als das höchste Gebet angesehen, und empfohlen, dass man den anderen Menschen Freude bereiten soll, auch wenn es nur durch das Verschenken einer Dattel ist. Er hat die Menschen aufgefordert, zu verzeihen, und wenn er selbst von jemandem schlecht behandelt wurde, begegnete er diesem dennoch mit Güte und Gnade. Auf seinem täglichen Weg warf stets jemand heiße Asche auf ihn. Aber er wurde nicht zornig, und obwohl er wusste, dass diese Person ihre Tat wiederholen würde, schlug er dennoch immer den gleichen Weg ein. Bis er eines Tages seinen gewohnten Weg ging, ohne dass er mit Asche beworfen wurde. Als er erfuhr, dass jene Person erkrankt war, stattete er ihr mit seinen Gefährten einen Krankbesuch ab. Die Freundlichkeit, Ehrlichkeit und Großherzigkeit des Propheten beschämten diesen Menschen zutiefst, und er entschuldigte sich beim Propheten für sein ungebührliches Verhalten. Der Prophet empfand niemals Feindschaft für jemanden oder hegte Rachegedanken, sondern er hat das Verzeihen stets der Vergeltung vorgezogen. Selbst als sein Onkel Hamza auf brutalste Weise getötet und sein Körper zerstückelt wurde, war er, obwohl er seinen Onkel sehr geliebt hatte, dennoch betroffen, als er vom Tod des Mörders seines Onkels erfuhr. Niemals war zu hören oder zu sehen, dass er an denjenigen, die ihn beleidigt haben oder böse zu ihm waren Rache genommen hat und er sie bestrafen wollte. Immer hatte er diesen Vers des Qur’an vor Augen: „…weil sie das Böse durch das Gute abwehrten“ (Sure al-QaÈaÈ, Vers 54) und damit die Wurzel des Bösen beseitigt. Aber er verhalf der Gerechtigkeit stets zum Sieg, wenn jemand die Grenzen der Gesellschaft missachtete, die Rechte der anderen verletzte und die Sicherheit der Gesellschaft gefährdete, denn er konnte für sich nicht das Recht in Anspruch nehmen, zuzulassen, dass andere die Rechte der Gesellschaft missachteten. Da er den individuellen und kollektiven Rechten der Menschen viel Achtung entgegenbrachte, sah er in der Praktizierung von Gerechtigkeit die einzige Möglichkeit für die Bewahrung und Pflege der Rechte. Hier wird deutlich, dass wir uns nochmals von Anfang an mit dem Lebenswandel und der Lebensweise des Propheten beschäftigen müssen und ihn kennen lernen müssen; eines Propheten, der nicht nur unter Nichtmuslimen unbekannt geblieben ist, sondern auch unter den Muslimen unbekannt ist. Die Sunna des Propheten ist nach dem Qur’an die wichtigste und höchste Richtschnur für uns Muslime. Aber man muss diese Sunna gut kennen und von jeder Art der persönlichen Interpretationen fernhalten, damit man sie auch gut praktizieren kann. Die Botschaft des Gesandten Gottes ist die moralische Großartigkeit, d. h. etwas, was vollkommener und erhabener ist als die gewöhnlichen moralischen Werte. Wir erbitten von Gott, dass Er uns die moralischen Werte des Propheten des Islam schenken möge und dass wir seine Eigenschaften verinnerlichen und praktizieren können. Abschließend möchten wir unserer Freude Ausdruck verleihen, dass es dem wachsamen Auge und der Klugheit der Sicherheitsbehörden zu verdanken ist, dass ein großes Verbrechen verhindert wurde. Jede Gesellschaft bedarf der Sicherheit wie der Luft zum Atmen, und in islamischen Überlieferungen heißt es, dass Sicherheit die größte Gnade Gottes ist und dass jemand den größten Verrat an der Gesellschaft begangen hat, wenn er diese Sicherheit gefährdet und die Menschen damit von der Gnade Gottes fernhält. Wir haben wiederholt betont, dass die Muslime in Deutschland nicht losgelöst von der Gesamtheit dieser Gesellschaft sind, und dass alles, was diese Gesellschaft bedroht, ebenso auch jeden Muslim bedroht. Jeder Muslim hat die religiös Pflicht, sich für die Bewahrung der Sicherheit und die Berücksichtigung der Gesetze in dieser Gesellschaft zu engagieren. Ebenso ist es auch nicht im Sinne dieser Gesellschaft, den Islam und die Muslime pauschal als Schuldige anzusehen. Zweifellos wollen die Extremisten eine Spaltung zwischen den Menschen in dieser Gesellschaft und insbesondere zwischen den Muslimen und den Nichtmuslimen herbeiführen. Wenn man zur Polarisierung in dieser Gesellschaft und zu einer solchen gesellschaftlichen Spaltung beiträgt, entspricht man damit genau dem Wunsch der Extremisten. Deshalb appellieren wir an alle Journalisten und Verantwortlichen in den Massenmedien und alle Verantwortlichen in dieser Gesellschaft und all jene, die ein wachsames Gewissen in dieser Gesellschaft haben und fordern sie auf, mit der Verbreitung von unbegründeten Vermutungen, die nicht der Wahrheit entsprechen, nicht die Wünsche und Ziele der Extremisten zu unterstützen. Und der Friede sei mit euch und die Gnade Gottes und Seine Segnungen.