Ayatollah S. A. Hosseini Ghaemmaghami
Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen. Lobpreis und Dank gebühren dem erhabenen und einzigen Gott, und der Friede und Segen sei mit unserem Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm und seinen Nachkommen). Der Monat Ramadan bietet eine günstige Gelegenheit, um sich selbst zur Rechenschaft zu ziehen und Selbstkritik zu üben, und auf diese Weise seinen Geist und seine Seele von Verschmutzungen und schlechten Dingen zu reinigen, während man bei Gott zu Gast ist. Aus islamischer Sicht kommen alle Menschen mit einer reinen und natürlichen Veranlagung und frei von jeder Sünde und schlechten Tat auf die Welt. Kein Mensch ist von seinem Wesen her grundsätzlich schuldig, sündig oder hat ein schlechtes Wesen. Es ist der Mensch selbst, der im Laufe des Lebens durch falsche Entscheidungen und Entschlüsse seinen Geist und seine Seele verschmutzt. Normalerweise geschehen diese Abweichung und Verschmutzung des Menschen in einem langen und allmählichen Prozess. Deshalb ist es notwendig, dass man in verschiedenen Stufen und Stationen im Leben sein Verhalten kritisch prüft und sich selbst zur Rechenschaft zieht. Gemäß den Lehren der Vorbilder im Islam ist kein Mensch gegen Fehler immun. Folglich bedarf jeder Mensch der Kritik und der Feststellung seiner Schwächen. Deshalb ist es eine der wichtigsten islamischen Traditionen, Rechenschaft abzulegen und Selbstkritik zu üben. Selbstkritik bedeutet, dass der Mensch manchmal von sich selbst Abstand nimmt und unter Berücksichtigung der moralischen Prinzipien und menschlichen Werte über seine Entscheidungen, Wahlen, Äußerungen, sein Verhalten und seinen Umgang mit den anderen mittels derartiger Prinzipien und Werte über sich selbst ein Urteil gibt. Danach versucht er, sich zu korrigieren und seine Schwächen zu beseitigen, damit er diese Fehler nicht wiederholt. Man kann von einem Menschen nicht erwarten, dass er keinen Fehler macht. Aber was bedauerlich ist, und was die spirituelle Existenz des Menschen bedrohen kann, ist die Wiederholung und die Fortsetzung der Sünden und Fehler. Die Fortsetzung der Sünden und Fehler bewirkt, dass diese Sünden und Fehler sich im Menschen vertiefen und verwurzelt werden und kann somit verursachen, dass die innere Reinigung von den Sünden nicht so einfach möglich ist. Die Selbstkritik hat diese Besonderheit, dass sie nicht zulässt, dass die Verschmutzungen im Leben des Menschen einen Rückstand hinterlassen, denn durch Selbstkritik und Selbstbeobachtung wird sich der Mensch seiner Schwächen und Fehler bewusst und hat die Gelegenheit zur Verbesserung und Abhilfe, bevor es zu einer akuten kritischen Situation kommt. Aus diesem Grund werden in der islamischen Lehre die Selbstkritik und Selbstbeobachtung oft betont. Der Monat Ramadan ist einer der großen Gelegenheiten für Selbstbeobachtung und Selbstkritik und die Verstärkung der moralischen und spirituellen Schwächen im Menschen. In Wirklichkeit ist der Monat Ramadan eine Gelegenheit für seine spirituelle Erneuerung und seine geistige und spirituelle Verstärkung.